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 Meldungen 2013


 

-21.12.2013-

Kulturschatz nun offiziell Eigentum des Landkreises Freising

Ganz offiziell sind nun die Funde, die das Ehepaar Neumair zusammen mit dem Archäologischen Verein geborgen hat, Eigentum des Landkreises Freising. Ein Vertrag besiegelt nun die bislang zwar gängige, aber nur mündlich abgesprochene, Praxis, dass das Fundgut hier verbleiben soll, wo es auch gefunden wurde.
In abertausenden von Arbeitsstunden, die Anne und Erwin Neumair zusammen mit den ehrenamtlichen Helfern des Archäologischen Vereins investiert haben, konnte in den letzten Jahrzehnten ein Kulturschatz zusammengetragen werden, der weit über die Grenzen des Landkreises hinaus seinesgleichen sucht. Als Beispiel sollen nur der Hochzeitsbecher von Murr oder der goldene Ring einer Awarin von Mauern genannt werden. Diese Funde wurden nicht nur ausgegraben und vergammeln nun im Depot, sondern werden auch durch Wissenschaftler, mit denen der Verein eng zusammenarbeitet, bearbeitet und letztendlich dann gemeinsam publiziert.
2014 findet in den Schauräumen des Landratsamtes eine große Sonderausstellung statt, in der die herausragenden Funde der Öffentlichkeit präsentiert werden. Landrat Michael Schwaiger ist der Ansicht, dass dieser Vertrag auch den Bemühungen um ein richtiges Museum, das den Funden gerecht wird, wieder Schwung verleiht und die Planungen hierfür in absehbarer Zeit konkreter werden dürften. Durch das Wirken Neumairs und des Vereins kann der Landkreis nun eine Geschichte vorweisen, wie sie sich viele andere Landkreise nur wünschen würden.



Anne und Erwin Neumair, zusammen mit
Landrat Michael Schwaiger, bei der Vertragsübergabe


 

- 27.11.2013 -

Endlich Grabungen in Rehbach, Gemeinde Gammelsdorf

Es war eine echte Überraschung, als Hans Gumberger 1990 auf einem Acker über Rehbach, Gemeinde
Gammelsdorf, Keramik der jungsteinzeitlichen Gruppe Oberlauterbach auflas. Erste Grabungen des Archäologischen Vereins brachten weitere Funde der Zeit um 4600 v. Chr. zum Vorschein. Inzwischen wurde das
Areal zum Abbaugebiet für Bentonit erklärt. Schon in den nächsten Tagen sollen vorab dort archäologische Untersuchungen stattfinden. Erste Suchschnitte haben die Existenz eines steinzeitlichen Siedlungsareals bestätigt. Deshalb ist mit interessanten Funden zu rechnen, die dem Landkreisdepot im Landratsamt
einverleibt werden sollen.


- 30.09.2013 -

Landkreisfahrt zu Bodendenkmälern
- Herrliches Herbstwetter und begeisterte Teilnehmer -

Am vergangenen Sonntag lud der archäologische Verein zur diesjährigen Landkreisfahrt zu Bodendenkmälern im Landkreis Freising ein undBernhard Kerscher aus Moosburg zeigt Silexfunde und ein Steinbeil der Jungsteinzeit zahlreiche Interessierte folgten dieser Einladung bei herrlichem Herbstwetter. Zunächst begann die Tour im Stocket bei Moosburg, wo einst ein großes Hügelgräberfeld mit rund 200 Grabhügeln war. Hier sahen die Teilnehmer zunächst, dass viele Bodendenkmäler bereits verschwunden, oder zumindest obertägig nicht mehr sichtbar sind. Am nächsten Halt in Ziegelberg gab es zunächst auch nichts zu sehen, ausser den Flächen, auf denen in der Jungsteinzeit gesiedelt wurde. Viele Grabungskampagnen lieferten Funde von der frühen Bandkeramik bis in die Bronzezeit. Was man hier bei Felderbegehungen auflesen kann, zeigte Bernhard Kerscher aus Moosburg anhand einiger Beispiele. Das Fundrepertoire reicht von einzelnen Scherben, über Feuersteinklingen bis hin zu Steinbeilen und Äxten.
Weiter ging die Fahrt dann vorbei an der Fundstätte Niederndorf, wo eine römische Therme und eine Darre, sowie ein Eisenhortfund ausgegraben wurden. Über Gammelsdorf, mit dem Streitfeld der Schlacht 1313, führte die Exkursion dann an die Landkreisgrenze zum Bocksberg, einem mittelalterlichen Turmhügel. Beim Aufstieg bewiesen die Teilnehmer Bergsteigerqualitäten und wurden dafür mit einem beeindruckenden Blick auf das Bodendenkmal belohnt. Bereits rund um den Hügel sieht man noch deutlich die Überreste von Bauwerken, der sogenannten Vorburg, die dem eigentlichen Hauptgebäude vorgelagert waren. Der eigentliche Turmhügel ist von einem tiefen Graben umgeben und trug einst die Hauptgebäude oder den Búrgturm. Auch von diesen sind noch deutliche Überreste zu sehen. Einige Interessierte bestiegen dann auch den eigentlichen Turmhügel, und fanden dort einige Ziegelreste und Eintiefungen, die laut Hans Gumberger entweder von Kellern, oder aber von Raubgräbern stammen könnten.

Hans Gumberger erklärt den Turmhügel Turmhügel und Graben Die Teilnehmer bestaunen den Turmhügel

Nach dem Abstieg und der Rückkehr zum Bus ging es über Mauern weiter Richtung Au. In Mauern hat der archäologische Verein zwischen 1997 und 2008 zahlreiche Grabungskampagnen durchgeführt, die eine nahezu lückenlose Besiedelung von der Jungsteinzeit bis heute nachweisen konnten. Das Gebiet der Hallertau, in das die Tour weiterführte war deutlich dünner besiedelt, als die fruchtbaren Lehmterrassen zwischen Moosburg und Mauern und weist dennoch viele imposante Bodendenkmäler auf. Die wahrscheinlich frühmittelalterliche Schanze von Au in der Hallertau ist ein Beispiel dafür. Laut Hans Gumberger handelt es sich hierbei wohl um ein Bauwerk, das der Bevölkerung von Au als Zufluchtsstätte bei Bedrohungen diente. Man flüchtete sich einst samt dem Vieh in das weitläufige Areal, das von mehreren Wällen und Gräben umgeben ist. Der Hauptwall wurde von der Gruppe bestiegen und darauf die imposante Schanze umrundet. Anders als bei den Viereckschanzen, die auf der Südseite der Isar häufig vorkommen, handelt es sich hier nicht um ein akurat rechteckig errichtetes Bauwerk sondern um einen, dem Gelände folgenden Wall mit originalem Zugang von Westen her.

  

Im Anschluß an den letzten Programmpunkt erntete Hans Gumberger großen Beifall für die gelungene Veranstaltung und man war sich einig, dass eine solche Fahrt auf jeden Fall wiederholt werden sollte.


Fotos (Scheidl Lorenz): (1) Bernhard Kerscher erklärt jungsteinzeitliche Werkzeuge, (2) Hans Gumberger erklärt den Turmhügel, (3) Turmhügel und Graben, (4) Die Gruppe bestaunt den "Bocksberg", (5) Der Zugang zur Schanze bei Au, (6) Der Wall wird bestiegen


 

- 12.09.2013 -

Landkreisfunde im Visier der Forschung

Was die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter der Denkmalpflege vom Archäologischen Verein in den letzten 40 Jahren an Funden geborgen haben, lagert im Depot des Landratsamtes. Es handelt sich dabei um wertvolle Funde von der Jungsteinzeit bis zur Neuzeit, ein Eldorado für Archäologen und Forscher der verschiedensten Fachrichtungen.
Vor kurzem besuchte Dr. Christoph Strien, Uni Mainz, das Depot und nahm sich die Funde der ältesten Bandkeramik um 5500 v. Chr. vor. Er begutachtete das aus Ziegelberg, Pfettrach, Niederhummel, Murr, Thulbach und  Kirchamper geborgene Material und war begeistert. Der Landkreis Freising zählt demnach zu den interessantesten frühen Siedlungsplätzen in Süddeutschland. Beeindruckend nicht nur die Fülle an Material, sondern auch die Qualität. Schalen, kumpfartige, doppelkonische Gefäße, Flaschen und Hohlfußgefäße kamen bei der Durchsicht zum Vorschein. Von Niederhummel stammt z.B. ein knapp 3 cm hohes, komplettes Hohlfußgefäß sowie eine Flasche mit Gesichtsgravur, die wiederum von Dr. Heiner Schwarzberg untersucht wird. Weitere Untersuchungen zum Komplex von Niederhummel werden noch von Dr. Daniela Hofmann, Hamburg, durchgeführt. Sie hatte mit Prof. Whittle von der Uni Cardiff dort 2011 Grabungen durchgeführt.
Auch die Funde vom Freisinger Domberg ziehen immer wieder Wissenschaftler an. Dr. Hannes Napierala von der LMU München  hat sich die Tierknochen von dort aus der Bronzezeit vorgenommen. Er will die Herkunft von Haustieren und Wild aus dem Knochenmaterial vom Domberg ermitteln. Schon vor Jahren hatte Dr. Annette von den Driesch, München, zusammen mit Dr. Lothar Scheitzach, Haxthausen, die ca. 10 000 Tierknochen bestimmt und dadurch ein Bild der Fauna von damals entworfen.
Dr. Caroline von Nicolai, LMU München, ist Neolithikerin und  geht bei ihrer Arbeit der Frage nach der Herkunft der Steinwerkzeuge im Mittelneolithikum um 4900 – 4600 v. Chr. nach. Sie will das umfangreiche Material von Mauern-Alpersdorf genauer untersuchen und dabei  herausfinden, woher das Rohmaterial  dieser Werkzeuge stammt.
Die Doktorandin Vanessa Bähr erforscht das bronzezeitliche Siedlungsumfeld der Befestigungsanlage von Bernstorf. Für sie war das Depot im Landratsamt Freising eine willkommene Fundgrube. Dort lagern viele Lesefunde aus dem südwestlichen Landkreis. Sie will daraus bronzezeitliche Keramiken ausfindig machen. In mehreren Wagenladungen nahm sie das Material zur Durchsicht mit nach Frankfurt. Man darf auf das Ergebnis gespannt sein.
Eva Fritz, von Beruf Bauforscherin, widmet sich nebenberuflich der Geschichte von Hauber und Reuther, einer im 19. Jh. in Freising tätigen Steinzeug-Produktionsstätte. Sie trägt dazu viel neues, bislang unbekanntes Material zusammen und wertet das von Professor Herbert Hagn, München, und Erwin Neumair am Wörth in Freising geborgene Material aus. Ein wertvoller Beitrag zur Freisinger Gewerbegeschichte (Abb). 



- 10.09.2013 -

Bernstorf und seine Rätsel

Während zur Zeit emsig an der Errichtung des Bronzezeit Bayern Museum Kranzberg gearbeitet wird, müht sich die Wissenschaft um die Deutung der Befestigungsanlage von Bernstorf, die um 1340 v. Chr. niederbrannte. Man sucht die dazugehörige Siedlung. Schon in Heft 1/2013 Bayerische Archäologie hatte Professor Krause, Frankfurt, nach mehreren Grabungskampagnen dazu lapidar festgestellt: „Weder Troja noch Mykene“. Und bereits ein Jahr vorher, als er beim Archäologischen Verein Freising in Weihenstephan einen Vortrag über seine Grabungen hielt, war sein Fazit nicht weniger enttäuschend: „Keine Funde, keine Stadt, kein Fürst“. Zuletzt hat er im Magazin „Archäologie in Deutschland“ 3/2013 resümiert: „Gold, Bernstein und viele Rätsel“. Nach mehrjährigen Grabungen in Bernstorf findet er keine Erklärung für die Fundleere. Andererseits wird seit Jahren eine europäische Metropole der Bronzezeit mit zigtausend Einwohnern propagiert und Bernstorf als Zentrum des Bernsteinhandels dargestellt. In einem Film über die Bernsteinstraße schildert Gisela Graichen Bernstorf sogar „als eine durch Bernsteinhandel unermesslich reiche Stadt in der Bronzezeit“. Aber wo sind die Funde?
Schon früh kamen Zweifel an der Herkunft der Gold- und Bernsteinfunde auf. Jetzt hat sich ein Archäologe im Rahmen einer speziellen Publikation zum Thema „Die Bernsteinstraße“ auch mit den Bernsteinfunden von Bernstorf befasst. Im neuesten Heft 4/2013 Archäologie in Deutschland schreibt Dr. Lorenz Rahmstorf, Mainz, unter dem Titel „Von Nordeuropa bis in den Orient: Bernstein in der Bronzezeit“, dass „die Diskussion über weitreichende bronzezeitliche Handelskontakte durch absolut einzigartige Stücke aus Baltischem Bernstein vom Bernstorfer Berg im Landkreis Freising neu belebt wurde“. Nach der Beschreibung der verzierten Bernsteine von dort fährt er weiter: „Viele Details lassen an eine Fälschung denken: die extreme Seltenheit von Linear B auf mykenischen Siegeln, die Darstellung auf dem Siegel genau jener Goldkrone, die zwei Jahre zuvor entdeckt worden war, und vor allem der Fundort Bayern! Dies dürften nur einige Gründe sein, warum die Bernsteinstücke von der internationalen Forschung bislang weitgehend ignoriert wurden. Fehlende Verwitterungserscheinungen und die hohe Fluoreszenz beim Siegel könnten auf modern erworbenen Bernstein hindeuten, allerdings soll in den Ritzlinien verwitterte Bernsteinsäure nachzuweisen sein. Wenn sich die Authentizität der Bernsteingegenstände zweifelsfrei beweisen ließe, wären sie eindrucksvolle Belege für die Präsenz eines mykenischen Händlers (?) nördlich der Alpen. Solang dies nicht möglich ist, sollten auch keine weitergehenden Schlüsse gezogen werden. Somit ist zu begrüßen, dass der Bernstorfer Berg aktuell weiter untersucht wird“. Soweit der augenblickliche Stand der Forschung.
Ungeachtet der bisherigen Forschungsergebnisse wird mit Nachdruck und hohen Kosten für die Gemeinde Kranzberg die Errichtung des Bronzezeit Bayern Museum betrieben. Im  Mittelpunkt steht  eine Multimediaschau für Jung und Alt. So wird sie wenigstens angekündigt. Wir können deshalb im Konsens mit Professor Krause und Dr. Rahmstorf nur dringend raten, die Ergebnisse weiterer Grabungen und Untersuchungen abzuwarten. Immerhin geht es bei den hohen Kosten um Steuergelder und um Spenden, die Sponsoren im Vertrauen auf die  Richtigkeit der Aussagen der Bittsteller geleistet haben. .


 

- 10.09.2013 -

Bustour zu den Bodendenkmälern im nördlichen Landkreis

Der archäologische Verein im Landkreis Freising veranstaltet am Sonntag, den 29.09.2013 eine Busfahrt zu Bodendenkmälern. Diesmal führt die Route von Freising, über Moosburg, in die Hallertau. Es werden Burgställe, Schanzen und weitere Bodendenkmäler besucht und von Hans Gumberger erklärt. Während der Fahrt erfahren die Teilnehmer auch Wissenswertes über archäologisch interessante Orte, an denen die Tour vorbeiführt. Auch für Familien mit Kindern ist diese Fahrt empfehlenswert. Empfohlen wird festes Schuhwerk und der Witterung angepasste Kleidung, da viele der Bodendenkmäler in Wäldern liegen und zu Fuß erkundet werden müssen. Abfahrt ist in Freising, Parkplatz Luitpoldanlage, um 13:30, sowie in Moosburg am Viehmarktplatz um 14:00. Die Rückkehr ist gegen 18:00 geplant. Der Fahrpreis und die genaue Route werden in Kürze auf unserer Internetpräsentation bekannt gegeben.

Anmeldungen nimmt Hans Gumberger per Email hgumberger@gmx.de oder telefonisch 08766 – 589 (18:00 – 20:00) entgegen.


 
Foto: Landkreisfahrt 2011



 

 

- 5.09.2013 -

8 neue Vitrinen

Der Landkreis Freising kann sich über das Geschenk von 8 Vitrinen aus dem Besitz der Stadt Freising freuen. Sie werden im Ausstellungsraum für archäologische Funde im Landratsamt Freising zum Einsatz kommen. Laut Erwin Neumair sollen darin besonders attraktive Funde präsentiert werden. Herzlichen Dank!


- 2.09.2013 -

Landkreisdepot erfährt Fundzuwachs

Der Landkreis Freising kann einen Zuwachs an interessanten Funden in seinem Depot im Landratsamt verzeichnen. Bis zur Gründung des Archäologischen Vereins im Jahre 1988 waren immer wieder Funde des Bodendenkmalpflegers Erwin Neumair und seiner Helfer zur Begutachtung an das Landesamt für Denkmalpflege in München weitergeleitet worden  Später gelangten sie  ins Depot der Archäologischen Staatssammlung in München. Dieser Tage nun hat die Staatssammlung die Funde an den Landkreis Freising abgegeben.
Es handelt sich dabei um  Funde von Asenkofen, Fahrenzhausen, Freising-Domberg, Giggenhausen, Großnöbach, Niederambach, Pulling und Wang-Ziegelberg. Sie stammen von der Jungsteinzeit, der Bronze- und Römerzeit.
Besonders erfreulich ist der Fundkomplex aus der römischen Villa rustica von Niederndorf,  die Anne und Erwin Neumair 1987 entdeckten. Dabei waren auch eiserne Türbeschläge und Schlüssel zum Vorschein gekommen.  Die Entdeckung   einer römischen Therme und einer über Hohlziegel beheizten Darre waren damals eine echte Sensation (Abb. 1).
Nicht weniger Aufsehen erregte eine Grabung durch Dr. Robert Ganslmeier in Kirchamper.  Er stieß dabei auf ein Skelett aus der Jungsteinzeit mit deutlichen Spuren einer Schädeloperation. Außerdem konnte er dort ein Grabenwerk aus der Zeit der Oberlauterbacher Gruppe, ca. 4600 v. Chr., nachweisen. Auch von dieser Grabung gelangten jetzt die Funde ins Landkreisdepot (Abb. 2).


 



 

 - 04.07.2013 -

Wertvolle Befunde am Mauerner Pfarracker unwiederbringlich verloren

Im April begannen die Bauarbeiten für den neuen Pfarrkindergartn in Mauern am dortigen Pfarracker. Im Vorfeld waren bereits 2012 Untersuchungen durch eine Grabungsfirma vorgenommen worden, die interessante Befunde lieferten. Im Zuge der Aushubarbeiten stellte Lorenz Scheidl fest, dass die Aushubfläche deutlich über den ergrabenen Bereich hinaus erweitert wurde. Sofort verständigte er Erwin Neumair, der unverzüglich vor Ort war und sofort das Landesamt für Denkmalpflege informierte. Zu diesem Zeitpunkt waren zahlreiche Gruben und eine gemauerte Struktur (wahrscheinlich ein Brunnen) angegraben und bereits teilweise zerstört worden. Durch die Zeit, die zwischen der Information des Landesamtes und dem darauf folgenden Baustopp lag, konnte die Baufirma weiterarbeiten und diese Befunde wurden so fast gänzlich weggebaggert. Die ab diesem Zeitpunkt wieder eingeschaltete Grabungsfirma konnte nur noch wenige Restbefunde dokumentieren. Das Ergebnis hierzu steht noch aus. Besonders im unmittelbaren Umfeld des alten Wirtschaftsgebäudes wäre eine archäologische Aufarbeitung äusserst wichtig gewesen. Hier wird neben den bekannten Siedlungsbefunden vom Neolithikum beginnend auch ein Teil eines Erdstalles vermutet. So ist nun ein wichtiger Teil der Geschichte Mauerns verloren.

 
 angebaggerter, gemauerter Befund, evtl Brunnen. Foto: Lorenz Scheidl


 - 09.06.2013 -

Vanessa Bähr, Uni Frankfurt, auf Spurensuche

Die Ausgrabungen der Uni Frankfurt in Bernstorf, Gde. Kranzberg, stecken in einem Dilemma. Jahrelange Grabungen haben bisher nicht die erwarteten Belege für eine größere bronzezeitliche Siedlung einer Elite erbracht. Prof. Rüdiger Krause  steht vor einem großen  Rätsel. Die Doktorarbeit von Vanessa Bähr, Grabungsleiterin in Bernstorf, wurde deshalb erweitert und soll jetzt das Siedlungsumfeld von Bernstorf einbeziehen. Dazu stattete Bähr dem Depot des Landkreises   im Landratsamt Freising einen Besuch ab. Erwin Neumair, Vorsitzender des Archäologischen Vereins, der die dort lagernden Funde betreut, überließ ihr eine Menge von Lesefunden von Feldern zwischen Deutenhausen (Eching) und Zurnhausen und von Hohenkammer bis Zolling zur Bearbeitung. Unabhängig davon will man durch weitere Grabungen dem Phänomen Bernstorf auf die Spur kommen.


- 14.03.2013 -

Gestörte Gräber, Sakralbauten und Pfostensetzungen:
Totenkult der Frühbronzezeit wirft weiter viele Fragen auf

Im Zuge der Hauptversammlung faszinierte Magister Ken Massy mit einem spannenden Vortrag über das Bestattungswesen der frühen Bronzezeit im südlichen Bayern und in Österreich. Bekannt sind aus dieser Zeit generell Körperbestattungen in Hockerform, wobei der Kopf beider Geschlechter nach Osten hin ausgerichtet ist, die Lage des Kopfes von Mann und Frau aber entgegengesetzt nach Nord und Süd weist. Anders als in der Hügelgräberbronzezeit handelt es sich um Flachgräber, die während der Ausgrabung eine ovale, quadratische oder aber auch amorphe Form aufweisen können. Mittlerweile ist man soweit, dass man in vielen Fällen einen Sarg nachweisen kann, in den der Tote gelegt wurde. Vom Holz ist freilich dabei nicht viel mehr als der Schatten im Erdreich übriggeblieben, dieser aber immer wieder sehr deutlich. Die Sargformen reichen von einer quadratischen Kiste bis hin zum ausgehölten Baumstamm. Einige Bestattung weisen Steinsetzungen um den Sarg, bzw. um den Toten herum auf, teilweise ist auch der Kopf auf eine Art Steinkissen gebettet. In wenigen Fällen ist ein Steinkammergrab belegt, wobei um den oder die Toten herum eine Kammer aus flachen Steinplatten errichtet wurde. Generell wurden in einem großen Teil der Fälle die Toten einzeln bestattet, wobei es lokal auch Kollektivgräber gibt, in denen zwei bis etwa 15 Individuen beigesetzt wurden. Bei den Kollektivgräbern dürfte es sich weitgehend um Familiengräber handeln, da nachweisbar ist, dass die Toten nacheinander in die Erde gelangten. Die Überreste des vorher Bestatteten sind dabei nämlich beiseite geschoben, um für die neue Bestattung Platz zu schaffen. Kultische Bauten finden sich vereinzelt ebenfalls in dieser Zeitstellung. Massy zeigte drei Typen hiervon. Zum einen sind dies Hütten, die über einem Einzelgrab errichtet wurden. Hierbei finden sich an jeder Ecke des Grabes gewaltige Pfostengruben. Über die Bauweise dieser Hütten allerdings muss man weiterhin spekulieren. Diese Bauwerke sind ganz eindeutig auf das Einzelindividuum, bzw. auf das Einzelgrab bezogen, anders als beim  zweiten Typus, nämlich Gebäuden, die sich innerhalb einer Grabgruppe befinden und so dieser, oder sogar einem ganzen Gräberfeld zuzuordnen sind. Der dritte Typus besteht aus Pfostensetzungen, die Massy während seiner Arbeit aufgefallen sind. Hierbei bestehen Pfostenreihen, die auf ein Einzelgrab hinführen. Dies ist meist bei wenigen Einzelgräbern einer Grabgruppe der Fall. Vermutlich sollten diese Gräber besonders hervorgehoben werden. Grabgruppen und Gräberfelder sind zwar üblich, aber längst nicht besonders groß.  Oft bestehen sie aus 5 bis 50 Gräbern. Nur in Einzelfällen finden sich auch deutlich mehr Gräber. Als Beispiel dienten die Gräberfelder Franzhausen I + II. Hier konnten 700, bzw. 1400, also insgesamt über 2000 Gräber aufgedeckt werden. In diesem Gräberfeld sind lediglich zehn Prozent aller Gräber unberührt, das heisst nicht nachträglich geöffnet oder beraubt.
Die Öffnung der Gräber hatte wohl mehrfache Gründe. Zum einen die bereits genannte Nachbestattung weiterer Toten. Zum anderen aber auch Grabraub, wobei hier immer wieder das wertvollste im Grab belassen wurde. Denkbar ist, dass dieser Gegenstand vielleicht Unglück bringen würde und nicht mitgenommen werden durfte. Interessant ist die Präzision, mit der viele Gräber beraubt wurden, denn die Räuber haben zumeist genau den Brustkorb getroffen. Da bei Frau und Mann der Kopf oben, bzw. unten im Grab liegt, muss also eine obertägige Markierung ausgewiesen haben, wer dort begraben liegt. Die Beraubung erfolgte also relativ zeitnah zur Bestattung. Die beiseite geschobenen Skelettreste sind hierbei teilweise noch im anatomischen Befund vorhanden gewesen, teilweise aber auch schon zu Einzelknochen zerfallen. Moderne Methoden machen es nun möglich, nachzuvollziehen, ob der Tote überhaupt ursprünglich dort bestattet wurde, oder ob nur einzelne Skelettteile beerdigt wurden. In vielen Fällen ist der Auffindeort auch der urprüngliche Bestattungsplatz. In anderen aber wurden die Knochen ganz eindeutig erst nach vollendeter Zersetzung des Leichnams im Grab abgelegt. Was dem zugrunde liegt kann man nicht sagen. Möglich sind Umbettungen, oder aber auch andere Handlungen, bei denen erst nach Totenritualen längerer Dauer die Skelettreste bestattet wurden. Interessant ist dabei, das die Knochen in der korrekten Anordnung ins Grab gelegt wurden. 
Auffallend ist, wie in vielen anderen Zeitstellungen, wie der Jungsteinzeit, dass für die Anzahl der Toten, die der Siedlungszahl entsprechend zu erwarten wären, nur ungewöhnlich wenige Gräber bekannt sind. So kann es gut sein, dass mit dem Großteil der Toten ein anderes Ritual vollzogen wurde. Verbrennungen beispielsweise lassen sich nicht nachweisen, wenn dabei keine Urnen beigesetzt werden. Die großen Gräberfelder von Franzhausen beispielsweise wurden über die gesamte Frühbronzezeit belegt, woraus sich eine jährliche Bestattungszahl von rund 5 ergibt, was durchaus dem Sterbeaufkommen einer oder weniger kleinerer Siedlungen nahekommen würde. Es könnte allerdings auch ein zentraler Bestattungsplatz mit überregionaler Bedeutung sein. Die Bronzezeit allerdings lässt sich in diesem Bereich auch in eine eigene Kulturstufe einteilen, die damit auch ein eigenes Bestattungsritual haben könnte.
Wie oft wirft jede neue Erkenntnis der Archäologie auch in diesem Bereich viele neue Fragen auf. Leider wird die Glaubenswelt der damaligen Bevölkerung für uns nie komplett fassbar sein. Wir können lediglich einen kleinen Eindruck davon bekommen. Fest steht aber, dass jeder neue Grabfund und jede neue Untersuchungsmöglichkeit wieder ein Puzzleteil in das Rätsel um die Bestattungsriten einfügt.



Fotos:
links: Frauenbestattung von Könisgbrunn, Foto RBK-Süd
rechts: Ken Massy, Foto Scheidl Lorenz
 


 

 

- 13.03.2013 -

Hauptversammlung - Alles steht im Zeichen des Jubiläums!

Am gestrigen Dienstag fand die Jahreshauptversammlung des archäologischen Vereins statt. Zunächst hielt Erwin Neumair einen Rückblick auf das Geleistete des vergangenen Jahres. Früher standen an erster Stelle die Grabungen, jetzt sind es Fundbearbeitung, Präsentation und Archivierung. So haben die Mitglieder viele Tage in die Archivierung des Depots gesteckt und bereits einen Großteil der Funde in DIN-Kartons verpackt. Auch die ersten Schritte für die geplante Jungsteinzeitausstellung wurden bereits gemacht, So sind viele Schautafeln bereits fertig bestückt.
An zweiter Stelle standen die Vorträge, bei denen hochkarätige Dozenten das Publikum begeisterten. Zunächst kam Prof. Dr. Zink und hielt in Weihenstephan seinen Vortrag über die neuesten Erkenntnisse zu Ötzi. Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Prof. Krause über die neuesten Erkenntnisse zu Bernstorf, was allerdings, nach großen Erwartungen, Ernüchterung brachte. Seine Grabung erbrachte keinerlei Siedlungsfunde aus der Zeit des Walles. Lediglich ein hallstattzeitlicher Herrenhof konnte aufgedeckt werden. Dr. Heiner Schwarzberg begeisterte mit jungsteinzeitlichen Erkenntnissen aus Catal Hüyük und wanderte auf den Spuren der ersten Siedler bis nach Niederhummel. Frau Dr. Michaela Harbeck erläuterte die neuesten Untersuchungsmethoden an jungsteinzeitlichen Skeletten, wobei nun Migration und Seuchen im Visier der Forschung liegen. Dr. Immo Trinks, ein Kind der Freisinger Archäologie, faszinierte mit seinem Vortrag über die Möglichkeiten der Magnetometerprospektion und zeigte Beispiele seiner Arbeit, beispielsweise aus der Wiener Gladiatorenschule Carnuntum. Bruno Poschner wurde von der Stadt Freising für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit für den Verein geehrt.
Eine Fahrt führte die Mitglieder nach Kelheim, wo eine Ausstellung über Schratzellöcher besucht wurde.
Nach dem Rückblick folgte dann der Ausblick. 2013 steht ganz im Zeichen des Jubiläums und so wird es neben einem Festakt am 19. Oktober eine Jubiläumspublikation, eine Ausstellung und zahlreiche interessante Fahrten und Vorträge geben.
Auch gegraben soll wieder werden, nämlich in Langenbach. Näheres hierzu erfahren sie baldmöglichst an dieser Stelle!
Nach dem Ausblick folgte der Kassenbericht von Bruno Poschner, der eine geringe Minderung des Geldbestandes auswies, die aber mittlerweile bereits wieder ausgeglichen werden konnte.

Neumair dankte im Anschluß allen Spendern, Förderern, Mitgliedern und vor allem den aktiven für ihren Einsatz. Ohne diese selbstlose Tätigkeit wäre
das alles nicht möglich!

Der nachfolgende Vortrag von Ken Massy wird in einem gesonderten Artikel behandelt, der in Kürze hier erscheinen wird!




Fotos: Scheidl Lorenz


 

 

 

- 04.03.2013 -

Homepage nun wieder virenfrei!

Viele Nutzer haben es wahrscheinlich bereits bemerkt: Unsere Homepage wurde vor ein paar Tagen Opfer einer sogenannten "bösen Seite". Dies geschieht dadurch, das durch Hackerangriffe zunächst eine Seite mit einer Schadsoftware infiziert wird, die dann nach und nach andere Seiten, ähnlich wie bei der menschlichen Grippe, ansteckt. Ein Schutz vor solchen Attacken ist generell schwierig, da die Hacker immer raffinierter werden und die Menge an kursierender Schadsoftware und diversen Viren stetig zunimmt. Google belegt befallene Seiten sofort mit einer Sperre, die erst zeitverzögert wieder aufgehoben wird. Diese Sperre ist aber mittlerweile wieder abgeschalten.

Die zweite gute Nachricht: Ein echter Schaden wurde nicht angerichtet und auch alle Daten sind heil geblieben! Die Seite ist wieder virenfrei und wie gewohnt und vor allem gefahrlos benutzbar!


 

 

- 20.02.2013 -

Vielseitige Idole der Bandkeramik geben weiterhin Rätsel auf
Spannender Vortrag von Dr. Valeska Becker

Trotz hochwinterlichem Wetter haben sich wieder zahlreiche Zuhörer in der Klosterbibliothek eingefunden, um den spannenden Vortrag von Dr. Valeska Becker zu verfolgen. Das Thema "Idole - Götter aus Ton?" betrifft auch den Landkreis Freising, da in Mauern Wollersdorfer Feld ebenfalls ein solches Objekt gefunden wurde.
Becker zeigte zunächst die Geschichte der ersten Siedler, welche sich vom fruchtbaren Halbmond aus nach und nach zu und ausbreiteten. Unklar ist hier jedoch weiterhin, ob es tatsächlich zu einer großflächigen Einwanderung kam, oder ob sich nur die neue Lebensweise ausbreitete. Fest steht, das um 5500 v.Chr. der gesamte Raum bis zum Pariser Becken in Windeseile besiedelt wurde und von der Ukraine bis dort hin die Bandkeramik mit einer erstaunlichen Einheitlichkeit auftrat. Im ganzen Neolithikum sollte dies nicht mehr der Fall sein.
Die Geschichte der figürlichen Darstellungen von Mensch und Tier reicht jedoch noch deutlich weiter zurück. Bereits aus der Altsteinzeit sind sehr naturalistisch und realistisch gehaltene Darstellungen bekannt. Als Beispiele zeigte Becker Bilder aus den berühmten Höhlen wie Lascaux, wo Tiere mit verblüffender Detailtreue gezeichnet wurden. Selbst realistische Menschenbilder sind bekannt, wenn auch viel seltener als Tierabbildungen. Im Mesolithikum, also der Mittelsteinzeit, auf die dann die erste Besiedelung folgte, gibt es figürliche Darstellungen, wie eine Holzstatue von beachtlicher Größe, die in einem Hochmoor gefunden wurde. In der Bandkeramik traten dann lokal unterschiedlich viele Idole auf, wobei es Schwerpunkte, wie Österreich gibt. Insgesamt aber ist die Fülle an Funden verhältnismässig gering.
Die bandkeramischen Idole lassen sich in verschiedene Gruppen unterteilen. Es finden sich kleine Idole in Säulenform, die teilweise hutähnliche Auswölbungen zeigen und meist auf der Rückseite eine zweigartige Verzierung aufweisen. Neben diesen abstrakten Darstellungen findet man naturalistischere Figuren, die Arme, Kopf und Beine aufweisen, sowie oft auch ein Gesicht. Manche der Figuren sitzen, andere stehen. Einige halten Gefäße in den Händen, zeigen also Tätigkeiten. Lokal begrenzt treten auch Knochenobjekte auf, die abstrakte menschliche Züge eingeritzt haben. Es gibt zudem auch Tierdarstellungen, wie das Stiergefäß von Hienheim. Relativ häufig sind tiergestaltige Applikationen an Gefäßen, die oft als Henkel dienen. Teilweise findet man auf Keramik auch stilisierte menschliche oder tierische Darstellungen.
Die abstrakten Darstellungen sind wohl bewusst auch so ausgeführt, denn die altsteinzeitlichen Beispiele zeigen deutlich, das man auch zu viel natürlicheren Darstellungen in der Lage gewesen wäre. Neumair verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Fuß einer Schale von Mauern, der mit einer erstaunlichen Genauigkeit einem Menschenfund nachempfunden ist und sogar Sehnen zeigt.
Idole kann man dem Geschlecht nach in drei Gruppen gliedern. Einzelstücke weisen männliche Geschlechtsmerkmale auf, wie der Adonis von Zschernitz. Ein Drittel zeigt weibliche Merkmale wie Brüste, zwei Drittel aber sind ohne Geschlechtsmerkmale, was eine Deutung als Fruchtbarkeitssymbole schwierig macht.
Ein weiteres Merkmal ist die nahezu immer auftretende bewusste Zerstörung, die durch Zufall so nicht entstehen kann. Die Objekte treten in Abfallgruben auf, manchmal auch im Zusammenhang mit ganzen Gefäßen, jedoch nie in Gräbern.
Die Deutung ist daher weiterhin sehr problematisch. Becker verdeutlichte dies am Beispiel einer Kirche, die in 5000 Jahren ausgegraben wird. Selbst wenn man einen gekreuzigten Jesus finden würde, könnte man falsch schlussfolgern, nämlich, dass die Männer am Kreuze geopfert wurden, womit man weit von der christlichen Realität entfernt wäre. Genauso verhält es sich bei Idolen. Für die Deutungen Ahnenkult, Fruchtbarkeitskult, Spielzeug, Kunstobjekte, Götterdarstellungen, usw. spricht oft etwas und genausoviel auch dagegen. Wer würde denn seinen Ahnen zerstören und lieblos in die Grube werfen? Wieso sollte das Spielzeug so gleichartig sein und nicht eine Fülle verschiedener Darstellungen zeigen? Wenn es um Tod geht, weshalb findet man die Idole nie im Zusammenhang mit Gräbern. Einen Hinweis auf Totenkult zeigt die Grabenanlage von Herxheim. Dort wurden tausende Individuen bewusst zerstückelt, zerschlagen und dann in der Grabenanlage "entsorgt". Genauso verfuhr man mit den Idolen. Dies könnte ein erster Hinweis auf die damaligen Riten sein. Welche Glaubensgrundlage allerdings dahinter stecken könnte, wird wohl immer im dunkeln bleiben.


 


Dies ist ein Platzhalter. Die Gallerie wird nur Online angezeigt.
An dieser Stelle erscheint/en die Gallerie(n) Titelvaleska.htm;

Fotos: Scheidl Lorenz

 


 

 

- 30.01.2013 -

 

Beeindruckender Kultbau in Rumänien - Prof. Carola Metzner-Nebelsick begeistert mit Vortrag

 

Der Archäologische Verein hat am 29. Januar zur Eröffnung der Wintervortragsreihe gerufen und zahlreiche Besucher sind dieser Einladung gefolgt. Zunächst stellte Prof. Nebelsick die Region, in der die Ausgrabung läuft kurz vor. Sie ist weidewirtschaftlich geprägt und liegt zwischen gebirgigem Terrain. Das Klima dort ist relativ unfreundlich, mit langen Wintern und kurzen Sommern und die Böden sind nicht besonders fruchtbar. Die Bewirtschaftung erfolgt noch klassisch, mit Wasserbüffeln als Zugtiere. Dank dem Umstand, dass hier die moderne Landwirtschaft noch nicht Einzug gehalten hat, ist auch der archäologische Horizont, mit Ausnahmen, noch halbwegs gut erhalten, anders als bei uns.
Der Fundplatz Lapus ist schon seit über hundert Jahren Schauplatz archäologischer Untersuchungen, wobei die ersten Grabungen leider nicht dokumentiert sind. Durch das Forschungsprojekt wird nun allerdings mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegraben und geforscht, wodurch ein komplexes Bild der noch laufenden Grabung entsteht, das aber schon jetzt beeindruckt.

Im Areal finden sich mehrere Gruppen massiver Hügel, die zunächst als Grabhügel deklariert wurden. Tatsache ist allerdings, dass nur in einigen davon auch tatsächlich Bestattungen aufgefunden wurden. Der vorgestellte Befund zeigt ein vollkommen anderes Bild. Der Hügel besteht aus mehreren Schichten und einem archäologisch sehr interessanten Umfeld. Nach der bereits weit fortgeschrittenen Ergrabung ergibt sich nämlich folgendes Bild: Die unterste und damit älteste Schicht zeigt ein gewaltiges Gebäude, das einige Jahre bestand und dann bewusst zerstört und mit einer massiven Lehmlage überdeckt wurde. In diese Lehmlage wurde dann ein weiteres dieser Gebäude errichtet, ebenfalls bewusst zerstört und das Ganze wie im letzten Schritt wiederholt. Das Innere dieser Gebäude weist Feuerstellen auf und ist ansonsten nach der Zerstörung nahezu besenrein hinterlassen worden, bevor man es mit Lehm überdeckte. Im Umfeld des Gebäudes finden sich zum Einen eine mit Kieseln gepflasterte Steinrampe zum Gebäude hin, wie sie aus dieser Zeit einzigartig ist, sowie Gruben, die mit sehr viel Fundmaterial gefüllt sind. Das Fundmaterial besteht aus Gußformen, kalzinierten Tierknochen und einer enormen Menge an Keramikscherben. Alle Fundgegenstände sind mutwillig zerstört worden, bevor man sie in den Gruben niederlegte. Das Spektrum an Keramik reicht von Vorratsgefäßen massiver Bauweise, über tragbare "Grillgefäße" bis hin zu einer großen Zahl an Trink- und Esskeramik. Auch Webgewichte sind in großer Zahl zu finden.

Der Inhalt des Hügels ist dort keinesfalls alleinstehend, sondern wiederholt sich, das haben Magnetometermessungen gezeigt, in den anderen Hügeln genauso. Überall handelt es sich um errichtete und wieder zerstörte Gebäude, mit umgebenden Gruben. Gedeutet wird der Befund bislang als der zentrale Anlaufpunkt von Gruppen, Familien, Stämmen oder Ähnlichem, die dort gemeinschaftliche Rituale feierten, wozu wohl auch Totenrituale und Leichenschmaus zählten. Die Reste in den Gruben zeigen so ganz eindeutig , dass es sich um die Überreste von Festmahlzeiten handelt, wie sie in alten Sagen oft beschrieben werden. Die Werkzeuge, also Gußformen und Webgewichte weisen handwerkliche Tätigkeit der gehobenen Bevölkerung aus. Metallverarbeitung als männliche und Weberei als weibliche Arbeit. Auch die Auffindesituation dieser Objekte zeigt eine eventuelle räumliche Trennung dieser Tätigkeiten innerhalb des Bauwerks.

Die Frage, weshalb genau dieser Platz für diese Monumente ausgewählt wurde ist schwierig zu beantworten, denn Siedlungstätigkeit fehlt im direkten Umfeld gänzlich. Allerdings ist die Region bekannt für wertvolle Erzvorkommen. Sogar Gold wird hier abgebaut. Die Gußformen sprechen eine deutliche Sprache und weisen auf Erzabbau in der Bronzezeit hin. Eine Pollenanalys, etwa 30km entfernt, zeigt deutliche Verunreinigungen der Pollen und beweist so indirekt, das tasächlich damals hier Bergbau betrieben wurde, auch wenn der archäologische Nachweis der zugehörigen Stollen bislang noch ausgeblieben ist.

Die Keramik, speziell Gefäße mit Tierapplikation oder hütchenförmigen Ausformungen/ Hörnchen, hat womöglich hier ihre Anfänge und lässt sich bis nach Troja verfolgen. Es kann angenommen werden, dass der Kult um diese Keramikform hier ihren Ausgang hatte und sich dann später bis nach Griechenland ausbreitete.

Man darf gespannt auf die weiteren Ergebnisse dieses Projekts sein.

Im Anschluß des Vortrags verwies Erwin Neumair auf den damaligen Kulturraum der Bronzezeit, wo Verbindungen selbst hier nach Freising, entlang der Donau und ihren Nebenflüssen bestanden. Auch Parallenen zu den dem Befund in Rumänien findet man hier. Beispielsweise konnte in Mauern ein niedergelegtes Großgefäß entdeckt werden, dessen Inhalt ebenfalls bewusst zerstörte Keramik und Webgewichte enthielt und auf ein ähnliches Kultmahl oder ein Ritual hindeutet.

 

 



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Bilder Scheidl Lorenz