Forschungsgeschichte
Zu Zeiten Joseph Wenzls
Die erste Erfassung von bayerischen Bodendenkmälern erfolgte ab 1903 koordiniert durch Franz Weber. Für den Bereich des damaligen Bezirksamtes Freising war Gymnasialprofessor a.D. Josef Wenzl zuständig. Diese Inventarisation war ein Schritt zur Installierung einer staatlichen Bodendenkmalpflege 1908, die damals von Paul Reinecke geleitet wurde. Vor allem in den Jahren um die Jahrhundertwende waren ungezählte Grabhügelfelder durch professionelle Hügelschlächter, die sich mit dem Verkauf der Fundstücke ihr Geld verdienten, zerstört worden. Zur Erforschung der Vergangenheit und dem Schutz der Denkmäler sollten diese - Hügelgräber, Burgställe, Schanzen und Römerstraßen - in einer Liste erfasst werden. Es gilt noch heute: Nur, was man kennt, kann man schützen.
Josef Wenzl hat sich seit 1903 nach seiner Frühpensionierung den archäologischen Altertümern des Freisinger Landes gewidmet. Er ging dabei ausgesprochen systematisch und wissenschaftlich vor. Noch heute ist die Lektüre der Beschreibungen Wenzls über die Asenkofener Ausgrabungen für jeden Archäologen ein Genuss. Wenzls Forschungsschwerpunkte lagen bis 1913 in den heutigen Gemeindegebieten von Langenbach (Asenkofen und Rast), Moosburg a. d. Isar (Niederambach), Marzling (Riegerau), Eching (Dietersheim) und schließlich Bruckberg (Lkr. Landshut).
Nach dem Tode Wenzls (1923) trat für kurze Zeit Major a.D. Ferdinand Müller, Herausgeber des Freisinger Tagblatts, in die Fußstapfen Wenzls. 1925 führte Müller gleich fünf Grabungen im Ampertal zwischen Helfenbrunn und Zolling durch, musste jedoch wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustandes wieder zurückstecken und starb schließlich 1931.
Sieht man von dem kurzen Intermezzo Müllers und zwei Grabungen auf dem Freisinger Domberg 1949 und 1955 durch den Grabungstechniker des Bayerischen Landesamtes Wilfried Titze ab, lag die Archäologie im Freisinger Land knapp 60 Jahre lang brach.
Die Wiederbelebung der archäologischen Denkmalpflege: Tatort Domberg
Im Jahre 1972 haben Anne und Erwin Neumair die Archäologische Forschung durch Laien belebt. Grund war der Neubau des Dom-Gymnasiums auf der Nordseite des Dombergs in Freising. Dabei standen umfangreiche Eingriffe in den Untergrund auf der gesamten Nordseite des Dombergs an. Bis 1978 und auch noch später unternahm ein Team um Erwin Neumair mehrere Rettungsgrabungen. Weitere Untersuchungen fanden im Umfeld des Freisinger Doms und der Pfarrkirche St. Georg statt.
Nach seiner Ernennung zum Kreisheimatpfleger für Bodendenkmalpflege am 01.02.1978 weitete Erwin Neumair mit seiner Frau die Tätigkeit auf den gesamten Landkreis aus. Nach Jahren intensiver Felderbegehungen - zwischen Gammelsdorf und Fahrenzhausen, Eching und Rudelzhausen - fanden bereits 1980 erste Rettungsgrabungen in Zieglberg, Gde. Moosburg a. d. Isar, statt.
Der Kreis der Mitarbeiter wurde größer und damit auch die Intensität der Aktivitäten. Begleitend dazu fanden Ausstellungen statt, wurden Tage der offenen Tür veranstaltet, Vorträge gehalten und Berichte in den örtlichen Zeitungen über die Ergebnisse dieser Forschungen veröffentlicht.
Das öffentliche Interesse stieg weiter, als 1987 Erwin Neumair das Buch "Auf den Spuren unserer Vorfahren - Archäologie im Landkreis Freising" herausbrachte. Der Landkreis Freising war längst kein weißer Fleck mehr auf der archäologischen Karte Bayerns.
Gründung des Vereins 1988
Schon ein Jahr später, am 18. November 1988, wurde der Archäologische Verein im Landkreis Freising e.V. im Bräustüberl Weihenstephan in Freising aus der Taufe gehoben. Ziel der Vereinsgründung war es, die archäologische Forschungstätigkeit auf eine breitere Basis zu stellen. Schließlich ging es um die Finanzierung größerer Vorhaben, z.B. von Grabungen, Ankauf von Geräten, Kosten für Restaurierungen und Bearbeitung der Funde, Publikation der Forschungsergebnisse.
1993: Auszeichnung für Anne und Erwin Neumair
Am 8. März 1993 zeichnete Kultusminister Hans Zehetmair im Rahmen einer Feierstunde unsere Mitglieder Anne und Erwin Neumair mit der Bayerischen Denkmalschutzmedaille für besondere Verdienste um die Denkmalpflege in Bayern aus.
Kulturpreis 1997 geht an den Archäologischen Verein im Landkreis Freising e.V.
Der Archäologischen Verein im Landkreis Freising e.V. erhielt von einer Jury des Landkreises den Kulturpreis 1997 zugesprochen. Er wurde im Rahmen einer eindrucksvollen Feierstunde in der Aula des Domgymnasiums am 15.03.1998 durch Landrat Manfred Pointner überreicht.
20 Jahre Bodendenkmalpflege - 10 Jahre Archäologischer Verein
Am 28.11.1998 beging der Landkreis Freising in feierlichem Rahmen das 20-jährige Bestehen der Bodendenkmalpflege im Landkreis Freising, und der Archäologische Verein blickte auf 10 Jahre seines Bestehens zurück. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hatte Landrat Manfred Pointner übernommen. Etwa 350 Personen, darunter vielen Persönlichkeiten, wie Hausherr OB Dieter Thalhammer, Festredner und TU-Präsident Prof. Dr. Wolfgang Herrmann, Landeskonservator Dr. Erwin Keller und Direktor der Prähistorischen Staatssammlung Prof. Dr. Ludwig Wamser, hatten sich zu einer Matinee im festlich geschmückten Asamsaal in Freising eingefunden.
Seit dem 01.02.2001: Landkreis Freising wieder ohne Bodendenkmalpfleger
Zum 01.02.2001 kündigte Erwin Neumair nach 23 Jahren Tätigkeit wegen Arbeitsüberlastung das Ehrenamt des Kreisheimatpflegers für Bodendenkmalpflege. Bislang gibt es keinen Bodendenkmalpfleger im Landkreis Freising.
Bundesverdienstkreuz für Erwin Neumair
Am 27. November 2002 erhielt der Vorsitzende des Archäologischen Vereins im Landkreis Freising e.V., Erwin Neumair, auf Vorschlag des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Die Verleihung nahm Staatsminister Hans Zehetmair vor
15 Jahre Archäologischer Verein im Landkreis Freising
Engagierte Bürger retten Bodendenkmäler - ein Gewinn für alle
Fast täglich sind im Fernsehen Filme über großartige archäologische Funde zu sehen. Da ist eine römisches Amphitheater bei Künzing zu bestaunen, dann wieder eine Himmelsscheibe aus der Bronzezeit von Nebra, eine astronomische Sensation, und sozusagen aus unserer Nachbarschaft in Pestenacker bei Landsberg ein großes Stück Stoff, das ca. 5000 Jahre alt ist. Erstmals steht nicht mehr der Orient mit seinen archäologischen Sensationen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Vielmehr sind es Funde aus unserem Raum, die bei den interessierten Bürgern Bewunderung hervorrufen. Archäologie ist in.
Diese Feststellung gilt auch für den Landkreis Freising, wo am 23. November 1988 im Bräustüberl Weihenstephan der Archäologische Verein im Landkreis Freising e.V. aus der Taufe gehoben wurde. Inzwischen ist dieses jüngste Kind heimischer Geschichtsforschung 15 Jahre alt geworden. Stolz präsentiert sich der junge Verein an seinem Geburtstag der Öffentlichkeit.
Hohe Ziele und Erwartungen wurden bei seiner Gründung ausgesprochen. Da war die Rede von aktiver Forschung und Bodendenkmalpflege auf ehrenamtlicher Basis. Neues wollte man im heimatlichen Boden entdecken und ,wo Bodendenkmäler gefährdet waren, diese retten. Ausstellungen, Vorträge, Ausflüge und selbst Publikationen wurden in der Satzung als Ziele propagiert. Vor allem sollten die Funde im Landkreis bleiben und hier in einem Museum der Bevölkerung präsentiert werden.
Heute nach 15 Jahren ist die Existenz des Archäologischen Vereins eine feste Realität. Die von ihm organisierten und durchgeführten Grabungen lieferten zum Teil sensationelle Entdeckungen und Funde. Ihre Bearbeitung und zusätzliche naturwissenschaftliche Untersuchungen förderten eine Fülle großartiger Erkenntnisse über die frühe Geschichte unseres Landkreises zutage, die niemand erwartet hatte. Die Hefte über "Archäologie im Landkreis Freising" genießen weit über den Landkreis hinaus Anerkennung.
Träger dieser Entwicklung ist nicht das Landesamt für Denkmalpflege. Es sind Bürger unseres Landkreises, die es verstanden haben, durch ihr Engagement der Bevölkerung die Bedeutung der heimischen Bodendenkmäler zu vermitteln. Über 600 Mitglieder sind ein beredtes Zeugnis für die Akzeptanz bei der Bevölkerung. Das ist ganz im Sinne des Denkmalschutzgesetzes und auch der staatlichen Behörden. Nur im engen Schulterschluss von Denkmalamt und ehrenamtlichen Engagement vor Ort kann das im Boden verborgene historische Kulturgut gerettet werden.
Dieses ist nicht von geringerem Wert, nur weil es Jahrtausende lang im Boden schlummerte und noch schlummert. Wir sitzen praktisch auf einem gewaltigen Schatz, den es zu bewahren gilt. Er ist genauso schützenswert und kostbar wie die heimische Landschaft und Biotope, denen wir ein hohes Maß an Lebensqualität verdanken.
Unser Wunsch zum Geburtstag: Halten Sie uns auch künftig die Treue. Helfen Sie mit, Bodendenkmäler zu retten! Werben Sie Freunde für die Archäologie! Die Bereicherung unserer Heimatgeschichte ist ein Gewinn für alle, auch für die Bürger von morgen.
Anne und Erwin Neumair sind "Gesichter der Region"
Die Arbeitsgemeinschaft Regionalmarketing für die Nachbarregion Flughafen München-Erding-Freising hatte vor kurzem eine Aktion gestartet mit dem Ziel 25 "Gesichter der Region" zu küren, die in besonderer Weise Persönlichkeiten sind, die sich um die Region verdient gemacht haben und durch ihre Tätigkeit Vorbildcharakter besitzen. Unter den von einer Jury gewählten Persönlichkeiten wurden auch Anne und Erwin Neumair gekürt, die schon seit 35 Jahren durch ihr Engagement in der Denkmalpflege beigetragen haben, das historische Gesicht dieser Region zu verschönern. Im Rahmen einer Feierstunde wurden sie dafür ausgezeichnet.