Interaktives Museum IN ÜBERARBEITUNG
Hier entsteht derzeit ein interaktives Museum, in dem sie ausgewählte Fundstücke in hochaufgelöster Form online betrachten und studieren können. Hierbei wurden ausgewählte Keramiken in hochaufgelöster Form rundum fotografiert, so dass sie diese online drehen und in das Bild zoomen können. Ergänzt wird das Ganze durch eine Erläuterung zu den einzelnen Fundstücken.
Die Aufarbeitung von Fundstücken in eine multimediale Präsentation ist sehr zeit- und kostenaufwendig.
Für Spenden, die uns ermöglichen, weitere Fundstücke für die Öffentlichkeit multimedial aufzuarbeiten,wären wir sehr dankbar!
Setzen sie sich einfach mit unserem Kassier, Fritz Ott in Verbindung. Spenden sind steuerlich absetzbar!
Anleitung
In den Kategorien finden sie jeweils einen Text zum Fund, sowie ein oder mehrere interaktive Bildfenster in denen sich bereits die Objekte 360 Grad drehen. Klicken sie zunächst einfach einmal auf das Fenster und das Objekt stoppt. Mit den +/- Buttons können sie in das Objekt hinein- oder heraus Zoomen. Mit der Maus lässt sich das Objekt, bei gedrückter linker Maustaste, beliebig drehen. Wollen sie das Objekt nach oben oder unten verschieben, klicken sie auf den Objekt bewegen Button (rechts neben den +/- Buttons) und verschieben es bei gedrückter linker Maustaste. Wollen sie das Objekt wieder drehen klicken sie den Objekt bewegen Button einfach erneut.
Bei reinen hochauflösenden Fotos ohne 360 Grad Drehung lässt sich das Bild nur Zoomen und Verschieben.
Achtung: Bei langsameren Rechnern oder Internetverbindungen kann es zu längeren Ladezeiten der Grafiken kommen.
Viel Spass!
Jungsteinzeitliche Keramik
Der Hochzeitsbecher von Murr
Der Hochzeitsbecher von Murr stammt aus der Münchshöfener Kultur (4500 - 3800 v.Chr.) und stellt das wohl bedeutendste Gefäß im Fundus des archäologischen Vereins dar. Der Becher ist eine typische Gefäßform dieser Kulturstufe, die sich mit einer enormen Vielzahl an Keramikgut, welches oft meisterhaft verziert ist, deutlich von den Vorgängerkulturen abhebt. Der Becher misst in der Höhe 5,5 cm und besitzt einen leicht ovalen Boden. In den Becher sind zwei Figuren eingeritzt, eine Frau und ein Mann, die mit eingehakten Armen dargestellt sind. Bemerkenswert ist die genaue Darstellung von Details, wie Kleidung. Die Frau (rechts) ist mit zwei Fingern und Schuhen, der Mann mit drei Fingern, sowie 3 Zehen dargestellt. Die Haartracht oder auch der Kopfschmuck der Frau ist durch zwei Ringe dargstellt. Querstriche am Hals deuten Schmuck an. Auf dem ovalen Gefäßboden ist eine dritte Person eingeritzt, die zwei Zehen, aber drei Finger besitzt, was eine genauere Geschlechtszuordnung schwierig macht. Die Arme sind seitlich an den Körper gelegt. der Kopf hat sich leider bereits mit der Engobe gelöst. Es ist zu vermuten, dass die dritte Person, aufgrund ihrer Position auf dem Gefäßboden, der im Normalfall nicht sichtbar ist, einen noch ungeborenen Menschen darstellt, vielleicht auch Ausdruck eines Kinderwunsches des dargestellten Paares ist. Es könnte sich hier um einen Zeremonienbecher für Hochzeiten oder eine Opfergabe für Götter handeln. Der Hochzeitsbecher jedenfalls lässt tiefe Einblicke in die damalige Stellung der Frau und der Familie in der Gesellschaft zu. Auch Rückschlüsse über die Kleidermode und den Körperschmuck sind möglich.
Gehörntes Kultgefäß der Oberlauterbacher Gruppe von Mauern, Alpersdorf
Die Oberlauterbacher Gruppe datiert, zusammen mit der Stichbandkeramik, in das Mittelneolithikum. Die Trennung beider Kulturstufen ist weiterhin umstritten, sind doch größere Ähnlichkeiten vorhanden. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass die grob geritzten Verzierungen der Oberlauterbacher Gruppe eventuell nur eine Modeerscheinung innerhalb der Stichbandkeramik waren. Daher findet sich auch oft die zusammenfassende Bezeichnung SOB, für Südostbayerisches Mittelneolithikum. Gegen diese Theorie sprechen einige, auch vom archäologischen Verein ergrabene Befunde, die entweder rein der Oberlauterbacher Gruppe oder aber rein der Stichbandkeramik zuzuordnen sind. Hier besteht daher weiterhin großer Forschungsbedarf!
Das gezeigte Gefäß weist die typische Ritzverzierung auf. Umlaufend wurden stilisierte Hörnchen modelliert. Das Gewicht des Objekts ist verhältnismäßig groß und auch seine Wandung deutlich dicker als bei Vergleichobjekten aus dem Grabungsumfeld. Aufgefunden wurde das Gefäß nahezu vollständig. Es war sorgfältig auf der Grubensohle, also wahrscheinlich bewusst, deponiert. Nur der obere Rand war, vermutlich durch Gülleausbringung, bereits so stark zersetzt, das er ergänzt werden musste. Die Machart der Keramik, die sorgfältige Verzierung, sowie die Fundumstände legen nahe, dass es sich hier um ein Kultgefäß mit hoher Bedeutung für den Besitzer gehandelt hat, vielleicht eine Opferdeponierung. Eventuell verehrte man mit dem Gefäß eine Gottheit. Für den reinen Hausgebrauch waren derartige Stücke vielleicht schon zu damaligen Zeiten zu wertvoll. Denkbar ist auch, dass in dem Gefäß hochwertige Güter aufbewahrt wurden. Man bedenke, dass beispielweise Saatgut zur damaligen Zeit enorm wertvoll war, bedeutete dessen Verlust womöglich Hunger, da man nicht mehr säen und ernten konnte. Auch eine Deutung des Fundes als Statussymbol oder Kunstobjekt ist denkbar.
Bilder: links: Das Gefäß nach Freilegung in situ (ursprüngliche Fundlage)
rechts: Das Gefäß nach der Blockbergung
Kumpf der Stichbandkeramik mit alter Reparaturstelle von Mauern, Alpersdorf
Die Lebensumstände spiegeln sich mehr in der Keramik einer Kulturstufe wider, als man vielleicht zunächst denkt. So verdeutlicht der gezeigte Kumpf der Stichbandkeramik sehr eindrucksvoll, welch hohe Bedeutung ihm sein ehemaliger Besitzer zu Teil werden lies. Der reich verzierte Kumpf ist ihm zerbrochen. Zum Wegwerfen aber war er ihm wohl zu wertvoll und so entschloß er sich kurzerhand, ihn zu reparieren. Hierbei ging er erstaunlich geschickt vor. Wie man in der Animation unten gut erkennen kann, brachte er an an drei Punkten der Bruchstelle paarige Bohrungen an. Die Bruchkanten bestrich er mit Birkenpech und fügte die herausgebrochene Scherbe so wieder in das Gefäß ein. Damit diese nicht erneut ausbrach fixierte er sie mit Schnüren. Das Gefäß war wieder voll "funktionstüchtig".
Die Verzierungen, die umlaufend auf die Keramik aufgebracht sind, zeigen die typischen Mehrfachstichreihen, wie sie in der fortschreitenden Stichbandkeramik üblich waren. Auch die Aufbringung in Form mehrere "M" ist häufig. Umso beachtlicher ist die Leistung, die der Künstler bei der Herstellung erbracht hat, wenn man bedenkt, dass die Keramik damals ohne Töpferscheibe und nur in der "Würstchentechnik", die Viele von uns noch aus dem Werkunterricht an der Grundschule kennen, aufgebaut wurde. Die Verzierung musste dann aufgebracht sein, noch bevor das Gefäß austrocknete.
Ältestbandkeramische Flasche von Niederhummel mit tiergestaltiger (?) Zeichnung
Bei der gezeigten Flasche handelt es sich um das mit Sicherheit älteste Gefäß, das im Landkreis Freising bisher geborgen werden konnte, eventuell sogar um das älteste weit darüber hinaus. Die Verzierung besteht aus groben Ritzverzierungen der Linearbandkeramik, allerdings nicht in geschwungenen, sondern geraden, abknickenden Linien, mit interessanter Ornamentik. Am Flaschenhals findet sich eine stilisierte Ritzung, die wahrscheinlich ein Tier, oder aber auch einen Menschen darstellt. Bei genauer Betrachtung des Halses erkennt man schnell die Dreiecksform mit angedeuteten Widderhörnchen. Eine ausführliche Ausarbeitung zu dieser Thematik findet sich im aktuellen Heft 11, Archäologie im Landkreis Freising, verfasst von Karl Heinz Rieder, der jüngst diese interessante Darstellung auf der Flasche entdeckt hat.
Bild links: Flasche von Niederhummel, Zeichnung / Bild rechts: Detailaufnahme der tiergestaltigen Verzierung