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Erdstall in Baumgarten


 

„Noch vor 100 Jahren führte in Baumgarten bei Nandlstadt ein unterirdischer Gang vom Rottmayer - und vom Hobmayer- Anwesen zum Friedhof und zur Kirche. Beim Rottmayerhof war bei der Scheune ein Loch, das in den unterirdischen Gang führte. Aus dieser Öffnung schlüpften nachts kleine Männlein heraus, die man einfach "Zwergerl" nannte, und verrichteten ganz von selbst im Stall und in der Scheune allerlei Arbeiten. Darüber waren der Bauer und die Bäuerin sehr froh. Zur Belohnung bekamen die kleinen Helfer von der Bäuerin gutes Essen. Wenn der Tag anbrach, verschwanden die Wichte in ihrer Behausung unter der Erde. Weil die kleinen Leute nackt waren, legte man ihnen aus Mitleid Kleider zum Anziehen hin. Doch dies wollten die Zwergerl nicht. Und da verließen sie den Hof auf Nimmer- wiedersehen. Bisweilen kann man noch ein fernes Weinen hören.“

– soweit eine alte Sage. Der Hintergrund hierfür ist, wie so oft, ein unterirdischer Gang.1883 wurde beim Neubau des „Rothmeier Hofes“ in Baumgarten eine künstliche Höhle freigelegt. Unter dem „Mesner-Haus“ befand sich eine Erdkammer, die bereits mehrfach von den Leuten untersucht worden war. Diese Höhle, die eine Gangfortsetzung Richtung Friedhof hatte, wurde letztendlich zugemauert und nicht weiter erforscht, bis 1904 ein Brand Teile des Anwesens zerstörte. Beim Neubau der Stallung entdeckte man den Gang wieder und Josef Wenzl, der Pionier der Archäologie im Landkreis Freising, konnte den Erdstall untersuchen. Der Gang führte 7m nordöstlich der NW-Ecke der Friedhofsmauer in einer Tiefe von etwa 1,5m nach Westen. Leider war der Gang zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich zerfallen und konnte nur noch auf 2m Länge durchkrochen werden. Wenzl befragte den Dorfältesten und Bewohner von Baumgarten, woraufhin immer wieder Geschichten von „Zwergerln“ in Verbindung mit den Gängen auftauchten. Der Sohn des Mesners, der im Hobmair – Anwesen wohnte will 1883 von dort aus, als Kind, einen Gang erkundet haben, der zum Rothmairhof führte. In der Höhle sollen Hufeisen und Geschirr aufgefunden worden sein. Benefiziat Dorn berichtet ebenfalls über die Untersuchungen des Ganges, in dem deutliche Anzeichen auf Lämpchen zu sehen waren. Er mutmaßte damals noch, dass es sich bei dem Gang um einen metallurgischen Tiegel handeln könnte. Der Rothmairhof gilt als der älteste Baumgartens, mit erster urkundlicher Erwähnung im 12. Jahrhundert, also genau in der Blütezeit der Schratzellöcher.



Grafik: Prinzipskizze des Ganges nach Wenzl