Mauern
Mauern liegt im nordöstlichen Landkreis Freising in einem Seitental der Amper. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich aus dem Jahr 899. Bis zu den ersten archäologischen Funden galt das "Tor zur Hallertau", wie Mauern auch genannt wird, als in vorgeschichtlicher Zeit urwaldartige Region. Das Fehlen von vor- und frühgeschichtlichen Funden schien die Einschätzung zunächst zu bestätigen.
Als bedeutende historische Objekte im Dorf dürfen das Schloss, mit Sitz der Hofmark, sowie das erste bayerische Kriegerdenkmal unweit dieses Schlosses angesehen werden. Weitere historische Stätten wurden zunächst sogar von offizieller Seite ausgeschlossen.
Diese Ansicht musste aufs Heftigste revidiert werden, als Erwin Neumair begann zusammen mit seiner Frau und ersten Anhängern der Archäologie die Felder im Landkreis systematisch zu begehen. Sie konzentrierten sich auch auf die fruchtbaren Hanglagen entlang des Mauerner Baches, wo sie auf eine Vielzahl von prähistorischen und frühgeschichtlichen Siedlungstellen stiessen.
Heute, nach einer Vielzahl von Grabungen im Orts- und Gemeindebereich von Mauern steht fest: Der Ort weist eine quasi lückenlose Siedlungsgeschichte, angefangen bei der Bandkeramik bis in die Neuzeit auf.
Bandkeramik
Die erste Besiedelung Mauerns setze mit der mittleren Bandkeramik ein. Eine bedeutende Siedlung dieser Zeit findet sich am heutigen Ortsteil "Wollersdorfer Feld". Hier konnte ein zusammenhängendes Siedlungsareal dieser Zeit ergraben werden. Neben zahlreichen Hausgrundrissen, Gruben und Feuerstellen findet sich auch eine Vielzahl an bedeutenden und einmaligen Einzelfunden. Herausragend sind hierbei beispielsweise zahlreiche Überreste von Keramik mit plastischer Verzierung, die in dieser Form einmalig ist. Ein antrophomorpher Fuß einer Schale konnte ebenso geborgen werden wie ein bandkeramisches Idol. Ein leidiges Thema in diesem Fundkomples sind die Knochen, die stark unter dem sauren Boden gelitten haben und wenn, dann meist nur noch in Fragmenten vorhanden waren. Bestattungen der Bandkeramik fehlen bislang im kompletten Gemeindebereich.
links: Antrophomoprpher Fuß einer Schale, rechts: Silexbohrer
Vorder- und Rückseite eines Bandkeramischen Idols
Stichbandkeramik und Gruppe Oberlauterbach
Auch die an die Bandkeramik anschliessende Stichbandkeramik sowie die Oberlauterbacher Kultur warten mit einer Fülle an Fundplätzen auf. Die beutendsten im Gemeindebereich sind Mauern/ Alpersdorf, Mauern/ Pfarracker und Mauern "Wollersdorfer Feld". In allen drei Fällen konnten Siedlungsbefunde ergraben werden. Besondere Erwähnung soll hier ein kompletter Stichbandkeramischer Hausgrundriss, mit Kellergrube, Lehmentnahmegruben, sowie einer zugehörenden Kellergrube finden. Der Gebäudekomplex wurde nicht, wie so oft durch nachfolgende Kulturen überbaut und somit gestört. Das Haus ist einer Brandkatastrophe zum Opfer gefallen, was die sehr stark verkohlten Pfostenlöcher eindrücklich zeigen.
Große Mengen an Bearbeitsungsresten von Feuerstein weisen einige Gruben dieser Zeitstellung im Wollersdorfer Feld auf. Dies deutet auf den Sitz einer Produktionsstätte in diesem Bereich hin. Bemerkenswert ist hier auch das nahe Zusammenliegen von Funden der ausgehenden Bandkeramik und Funden der Stichbandkeramik, teilweise in ein und derselben Grube. Die Hausbauten liegen größtenteils am Rande der bandkeramischen Siedlungsfläche, wodurch der Schluss nahe liegt, dass diese Gebäude beim Bau der nachfolgenden Siedlung noch gestanden haben - zumindest aber noch sichtbar waren. Möglicherweise zeigt sich hier ein fliessender Übergang der beiden Kulturen.
Die dritte wichtige Fundstelle dieser Zeitstellung bildet der Pfarracker, welcher wegen seiner Lage im unmittelbaren Ortskern besonders interessant ist, sind doch zumeist Flächen in diesen Bereichen bereits überbaut. Durch Grabungen konnten mehrere Gruben der Stichbandkeramik aufgedeckt werden, wobei ein Stück mährisch bemalte Keramik einen herausragenden Einzelfund darstellt.
Lesefunde aus der Stichbandkeramik und der Oberlauterbacher Gruppe liegen ferner noch von Äckern Richtung Niederndorf/ Wang und Richtung Altfalterbach vor, was ein ausgedehntes Siedlungsband entlang des Mauerner Baches nahelegt. Wie bei der Stichbandkeramik fehlen auch aus dieser Zeit bislang die Bestattungen.
links: meisterhaft verziertes Gefäß der Stichbandkeramik von Alpersdorf, rechts: Auswahl an Feuerstein aus einem Grubenkomplex vom Wollersdorfer Feld
komplett gefundenes Kultgefäß der Oberlauterbacher Gruppe mit Hörnchen von Mauern Alpersdorf
Münchshöfener Kultur
Auch die nachfolgende Münchshöfener Kultur wartet in Mauern mit herausragenden Funden auf. Ergrabene Siedlungsbefunde liegen bislang aus Mauern Alpersdorf, Mauern Wollersdorfer Feld und aus Niederndorf vor. Diese Zeitstellung wartet in Mauern mit idealtypischen Funden und Befundmustern auf. Große amorphe Gruben finden sich in Alpersdorf und am Wollersdorfer Feld. Hier konnten auch die typischen birnenförmigen Vorratsgruben aufgedeckt werden. Das Keramikmaterial besticht mit einer sehr hohen Qualität. Herausragende Einzelfunde stellt ein Schöpfbecher vom Wollersdorfer Feld, sowie eine große Flasche von Alpersdorf dar. Eine Sonderbestattung liegt im Wollersdorfer Feld vor, bei der neben einigen wenigen Skelettfragmenten ein komplettes Vorratsgefäß dieser Zeitstellung beigesetzt wurde.
Gefäß der Münchshöfener Kultur vom Wollersdorfer Feld während der Ausgrabung (links) und im restaurierten Zustand (rechts)
Michelsberger Kultur
In Alpersdorf konnte ein Befund der Michelsberger Kultur aufgedeckt werden. Hierbei trat in einer Grube ein typisches Gefäß dieser Zeitstellung auf, die etwa parallel zur Münchshöfener Kultur angesiedelt ist. Da weitere Siedlungsbefunde fehlen ist die Einordnung dieses Fundes schwierig.
Bronzezeit
Die Bronzezeit ist im Gemeindebereich Mauern ebenfalls vertreten. Siedlungsbefunde sind bislang in Alpersdorf, Niederndorf und am Pfarracker vorhanden. Am Pfarracker und in Niederndorf sind nur einzelne Gruben zu Tage getreten, wobei ein Warzenbecher der Urnenfelderzeit vom Pfarracker bei der geborgenen Keramik besonders hervorsticht. In Alpersdorf fanden sich über die kompletten Grabungsflächen aller Kampagnen verteilt bronzezeitliche Siedlungsreste. Neben Gebrauchskeramik, Knochen und Werkzeugen fand sich auch ein Riesengefäß aus der Frühbronzezeit. Das Gefäß von ca. 1 Meter Durchmesser war gefüllt mit Keramik, die deutliche Spuren von Sekundärbrand aufwies. Die wahrscheinlichste Erklärung für diesen Befund ist ein Opferkult.
links: Warzenbecher vom Pfarracker, rechts: Riesengefäß von Alpersdorf in situ
Das Riesengefäß beim Einzug ins Museum
Hallstattzeit
Die Hallstattzeit ist in Mauern bislang nur spärlich vertreten. Einzig mehrere Urnenbestattungen sind im Wollersdorfer Feld aufgedeckt worden. Die Lage des zugehörigen Herrenhofes konnte noch nicht lokalisiert werden.
Römische Kaiserzeit
Eine römische Villa rustica befindet sich bei Niederndorf. Hier wurden eine kleine Therme und eine Darre ergraben. Die Therme hatte eine Fußbodenheizung und war in die typischen Räume unterteilt, wie Umkleideraum, Kaltbad, Laubad und Warmbad. Im Heizschacht des Praefurniums konnten konzentriert Metallgegenstände festgestellt werden, die wohl während Alemannenplünderungen dort abgelegt, dann aber nicht mehr abgeholt wurden.
Die Ortsbezeichnung Mauern ("ad murun") könnte auf römischen Ursprung zurückgehen und so ist ein Fund römischer Ziegel während der Grabungskamapgne in Alpersdorf 2007 nicht weiter verwunderlich. Hier wurden mehrere römische Hohlziegel in einer Grube, wahrscheinlich späterer Zeitstellung deponiert. Eine nahegelegene Villa rustica ist sehr wahrscheinlich.
Diese Funde legen nahe, dass von Moosburg über Mauern weiter Richtung Norden wohl ein römischer Strassenzug bestand.
links: Römische Hohlziegel, abgelegt in einer Grube in Alpersdorf, rechts: römische Darre von Niederndorf
links: Luftaufnahme Darre und Bad von Niederndorf, rechts: römisches Badehaus von Niederndorf
Frühmittelalter
Weitere bedeutende Funde stammen dann wieder aus dem Frühmittelalter. In Alpersdorf konnten Siedlungsbefundeaus dieser Zeit aufgedeckt werden. Ganz besonders hervorzuheben ist hier der Schmuck einer Awarin, der beim Umbetten ihres Grabes in der Grube achtlos beiseite gelegt und zurückgelassen wurde. Der Schmuckfund besteht aus einem Goldring, einem silbernen Trompetenarmreif und mehreren Messern sowie Riemenzungen. In der Siedlungsfläche fanden sich zudem weitere interessante Einzelfunde, wie eine Fleischwaage und ein Spielstein aus Horn.
links: Spielstein aus Horn von Alpersdorf, rechts Goldener Ring aus dem Grab der Awarin von Alpersdorf
Hochmittelalter und Neuzeit
Befunde aus dem Hochmittelalter und der Neuzeit finden sich vornehmlich im Ortskern von Mauern. Als wichtigster Fundplatz gilt hier das Schloss in dem bereits, im Zuge der Sanierung, Grabungen durch Grabungsfirmen durchgeführt wurden.