Allgemeine Informationen
Schon jeher beflügeln sie die Fantasie der Bevölkerung – Erdställe, auch Schratzellöcher oder schlicht unterirdische Gänge genannt. Besonders in Süddeutschland treten sie vermehrt auf, so auch im Landkreis Freising. Grund genug, ihnen eine eigene Sektion auf unserer Homepage zu widmen. Freilich kann an dieser Stelle nur eine knappe Übersicht geliefert werden. Wer sich weitergehend über die Erdställe informieren möchte, dem sei unser Heft 5 „Archäologie im Landkreis Freising“ ans Herz gelegt, welches einen 40-seitigen Artikel zum Thema „Unterirdische Gänge im Landkreis Freising nach Aufzeichnungen von Josef Wenzl“, verfasst von Hilde Macha und Friedrich Feye, enthält.
Charakteristika und zeitliche Einordnung
Kurz gesagt handelt es sich um künstliche Gang- und Kammersysteme, die kunstvoll in die Erde eingegraben wurden. Die Gänge sind oft spitzbogig, seltener auch als Rundbogen gearbeitet. Oft sind derartige Erdbauwerke mehrfach verzweigt, beinhalten Wandnischen und münden in größere Kammern mit Sitznischen und Gewölbe – wobei auch diese Kammern für einen normalen Erwachsenen meist deutlich zu klein dimensioniert sind. Auch Schlupflöcher, bzw. Tauchdurchschlüpfe, Vertikeldurchschlüpfe, etc., die sich auf bis zu 35 cm verengen und in eine tiefer oder höher liegende Etage, oder auch ein versetztes, eigenständiges Gangsystem oder eine Kammer münden sind häufig anzutreffen. Funde in Erdställen sind praktisch nicht vorhanden, was die zeitliche Einordnung erschwert. Die Gänge stehen sehr oft in Verbindung mit sakralen Bauten und großen Höfen im Dorfzentrum, was auf ein Entstehen während oder vor der Ortsgründung schließen lässt. Insgesamt betrachtet ist die zeitliche Einordnung weiterhin sehr schwierig und selbst in Expertenkreisen umstritten. Allerdings gab es jüngst neue Erkenntnisse die auf eine wahrscheinliche Entstehungszeit zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert nach Christus und auf eine Auflassung oder sogar bewusste Zerstörung oder Verschliessung um etwa 1200 schliessen lassen.
Zweck
Auch der Zweck der Erdställe ist bis heute nicht klar. Einige Wissenschaftler weisen ihnen ganz klar kultische Funktionen zu, andere sehen sie als Flucht- oder Zufluchtsorte. Zweite Theorie trifft mit Sicherheit auf einen kleinen Teil der bekannten Gänge zu, allerdings sind diese nicht den klassischen Erdställen zuzuordnen. Ein Indiz auf eine kultische Bedeutung der Bauten geben die vielen Sagen und Erzählungen, die mit Erdställen im Zusammenhang stehen, sowie ihre Nähe zu Sakralbauten und markanten Landschaftspunkten. Möglicherweise stehen die Gangsysteme mit dem frühchristlichen Glauben an ein Verweilen der Seelen in einer Zwischenwelt in Zusammenhang, nach dem diese dort auf das jüngste Gericht warten. Die Seelen wurden in der Tat damals als kindliche, nackte Gestalten dargestellt, wozu die niedrige Bauweise der Gänge und die Durchschlüpfe passen würden. Ob es allerdings tatsächlich Erdkammern für die Seelen waren ist noch sehr fraglich, da es zu jeder schlüssigen Theorie viele Punkte gibt, die nicht passen.
Sagen in Verbindung mit Erdställen
Mit vielen Erdställen stehen Sagen und Geschichten über drei Schwestern, Zwergerl, Erdmännchen, etc. in Verbindung. Beispielsweise gibt es in Haag folgende Sage: Dort lebte ein braver, aber armer Bauer mit seiner Bäuerin. Da beide Knechte und Mägde hatten, halfen ihnen nachts kleine Erdmanderl. Wenn alles schlief, werkelten sie fleißig in der Küche und im Keller, im Stall und auf der Tenne. Als der kalte Winter nahte, wollte sich die Bäuerin für die mannigfache Hilfe dankbar zeigen und strickte den heimlichen Helfern rote Jäckchen. Da verließen die Erdmanderl auf der Stelle beleidigt den Hof und ließen sich niemals mehr blicken. Sie konnten nämlich die rote Farbe nicht ausstehen.
Eine weitere Sage stammt aus Baumgarten, bei Nandlstadt, hier wird berichtet: Noch vor 100 Jahren führte in Baumgarten bei Nandlstadt ein unterirdischer Gang vom Rottmayer – und vom Hobmayer- Anwesen zum Friedhof und zur Kirche. Beim Rottmayerhof war bei der Scheune ein Loch, das in den unterirdischen Gang führte. Aus dieser Öffnung schlüpften nachts kleine Männlein heraus, die man einfach „Zwergerl“ nannte, und verrichteten ganz von selbst im Stall und in der Scheune allerlei Arbeiten. Darüber waren der Bauer und die Bäuerin sehr froh. Zur Belohnung bekamen die kleinen Helfer von der Bäuerin gutes Essen. Wenn der Tag anbrach, verschwanden die Wichte in ihrer Behausung unter der Erde. Weil die kleinen Leute nackt waren, legte man ihnen aus Mitleid Kleider zum Anziehen hin. Doch dies wollten die Zwergerl nicht. Und da verließen sie den Hof auf Nimmerwiedersehen. Bisweilen kann man noch ein fernes Weinen hören.
Bekannte Erdställe im Landkreis Freising
Hier finden sie eine Auflistung der bekannten Erdställe im Landkreis Freising, hinterlegt mit den vorhandenen Informationen hierzu (größtenteils noch in Kurzform, werden nach und nach ergänzt). Großer Dank guilt an dieser Stelle Frau Dr. Dr. Hilde Macha für ihre Recherchen, die viele Erkenntnisse erbracht haben. Wer selbst weitere Erkenntnisse zu Erdställen hat, wird gebeten uns diese mizuteilen.
Erdstall Au in der Hallertau
Zu diesem Erdstall liegen uns leider keine näheren Daten vor.
Erdstall in Baumgarten
„Noch vor 100 Jahren führte in Baumgarten bei Nandlstadt ein unterirdischer Gang vom Rottmayer – und vom Hobmayer- Anwesen zum Friedhof und zur Kirche. Beim Rottmayerhof war bei der Scheune ein Loch, das in den unterirdischen Gang führte. Aus dieser Öffnung schlüpften nachts kleine Männlein heraus, die man einfach „Zwergerl“ nannte, und verrichteten ganz von selbst im Stall und in der Scheune allerlei Arbeiten. Darüber waren der Bauer und die Bäuerin sehr froh. Zur Belohnung bekamen die kleinen Helfer von der Bäuerin gutes Essen. Wenn der Tag anbrach, verschwanden die Wichte in ihrer Behausung unter der Erde. Weil die kleinen Leute nackt waren, legte man ihnen aus Mitleid Kleider zum Anziehen hin. Doch dies wollten die Zwergerl nicht. Und da verließen sie den Hof auf Nimmer- wiedersehen. Bisweilen kann man noch ein fernes Weinen hören.“
– soweit eine alte Sage. Der Hintergrund hierfür ist, wie so oft, ein unterirdischer Gang.1883 wurde beim Neubau des „Rothmeier Hofes“ in Baumgarten eine künstliche Höhle freigelegt. Unter dem „Mesner-Haus“ befand sich eine Erdkammer, die bereits mehrfach von den Leuten untersucht worden war. Diese Höhle, die eine Gangfortsetzung Richtung Friedhof hatte, wurde letztendlich zugemauert und nicht weiter erforscht, bis 1904 ein Brand Teile des Anwesens zerstörte. Beim Neubau der Stallung entdeckte man den Gang wieder und Josef Wenzl, der Pionier der Archäologie im Landkreis Freising, konnte den Erdstall untersuchen. Der Gang führte 7m nordöstlich der NW-Ecke der Friedhofsmauer in einer Tiefe von etwa 1,5m nach Westen. Leider war der Gang zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich zerfallen und konnte nur noch auf 2m Länge durchkrochen werden. Wenzl befragte den Dorfältesten und Bewohner von Baumgarten, woraufhin immer wieder Geschichten von „Zwergerln“ in Verbindung mit den Gängen auftauchten. Der Sohn des Mesners, der im Hobmair – Anwesen wohnte will 1883 von dort aus, als Kind, einen Gang erkundet haben, der zum Rothmairhof führte. In der Höhle sollen Hufeisen und Geschirr aufgefunden worden sein. Benefiziat Dorn berichtet ebenfalls über die Untersuchungen des Ganges, in dem deutliche Anzeichen auf Lämpchen zu sehen waren. Er mutmaßte damals noch, dass es sich bei dem Gang um einen metallurgischen Tiegel handeln könnte. Der Rothmairhof gilt als der älteste Baumgartens, mit erster urkundlicher Erwähnung im 12. Jahrhundert, also genau in der Blütezeit der Schratzellöcher.
Erdstall Bergen
Wenzl berichtet über einen Erdstall in Bergen, damals Gemeinde Inzkofen: „In der Nähe der Kirche an der nordöstlichen Ecke ders Friedhofs wurde um 1880 eine Kiesgrube ausgebeutet. In dieser eröffnete sich ein Erdstall, der unter die Kirche führte.“
Wie sooft muss hier besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, ob im Umfeld der Kirche erneut Geländeeinbrüche passieren, oder der Gang bei Baumassnahmen aufgedeckt wird.
Erdstall Figlsdorf
Auch in Figlsdorf entdeckte man 1884 einen Erdstall, den Landrat Mittermaier aus Inzkofen untersuchte. Der Gang befand sich unter der Hügelkuppe, auf der die Kirche steht und begann im Gemüsegarten des Bauern Andreas Festner. Der Gang hatte von der Einbruchstelle aus gemessen eine Länge von etwa 12 Metern, bei einer Höhe von 80 cm bis 1 m. Von der Kirche aus soll sich der Gang Richtung Dorfstrasse fortgesetzt und zu den dahinter liegenden Hügeln geführt haben, so der alte Obermairbauer. Bereits einige Jahre zuvor war der Gang bei Stallbauarbeiten großflächig freigelegt worden und dürfte laut Landrat Mittermaier aus Inzkofen eine Gesamtlänge um die 100 Meter gehabt haben. Genauso wie in Baumgarten gibt es auch in Figlsdorf Sagen um nackte Zwergerl.
Erdstall Fürholzen
Der Erdstall von Fürholzen ist einer der am besten dokumentierten im Landkreis Freising. Bereits 1906 wurde er von Josef Wenzl erforscht. Es handelte sich hierbei um ein Bauwerk mit zwei Gangsystemen, die durch ein Schlupfloch verbunden waren. Der Gang lag in einem Hügel, oberhalb dem schon im frühen Mittelalter (770 n.Chr.) eine Kirche erwähnt wird, was auf einen eventuellen Zusammenhang des Ganges mit einem Kult deuten könnte.
Erdstall Haag an der Amper
Auf der Westseite von Haag, außerhalb in der Nähe des letzten Bauern „zum Neumaier“ Nr. 48 befand sich an einem Hügelabhang der Gang. „Dieser ist anfangs nur 3 m lang, 1,4m hoch und 0,5m breit. Beim Thalmaier, dieser 113m entfernt, in der Nähe der Kirche, befindet sich wahrscheinlich die Fortsetzung des Gangs. Hier scheint er in Richtung der Kirche zu gehen. Er liegt etwa 25-30 cm unter dem Garten. Das Ablaufwasser vom Hof ist in den Gang eingedrungen; daher ist der Gang großteils mit Wasser gefüllt und ungangbar.“
Erdstall Hagsdorf
Laut Wenzl brach in Hagsdorf ein früherer Besitzer des „Pflegehauses“ einmal hinter seinem Hause, das an einem Abhang steht, ein; es habe sich ein Loch geöffnet, so tief, dass man nicht mehr hineinsehen konnte. Nach Wenzls Vermutung führte der Gang in den Hügel hinein gegen die nahe, hochgelegene Kirche von Schweinersdorf, die schon erwähnt anlässlich einer Schenkung an Bischof Anno von Freising (855-875 urkundlich erwähnt wurde.
Erdstall Hangenham
Laut Erwin Neumair wurde in Hangenham beim Neubau eines Hauses ein Erdstall angegraben, ihm aber erst sehr viel später darüber berichtet, als der Gang bereits wieder verschlossen war.
Erdstall Hohenbachern
Wenzl schreibt zu dem seit 1823 bekannten Gang: „Bei Erdarbeiten in dem die Kirche von Hohenbachern umgebenden Friedhof wich am 17.03.1904 einige Meter westlich vor der Kirchentüre der Boden unter den Füßen der Arbeiter; das Erdreich über einem unterirdischen Gang war eingebrochen. Von den Arbeitern wagte sich niemand in den Gang, sie verrammelten noch am gleichen Abend die Öfnung mit alten eisernen Grabkreuzen und schütteten sie wieder zu, so daß ich tags darauf viel Mühe hatte, den Eingang frei zu legen. Die Höhlung führte steil nach abwärts in eine Tiefe von 1,5-2m, zog dann in schwacher Senkung 4m nach Südsüdost, bog plötzlich in rechtem Winkel nach rechts und war nach weiteren 4m völlig verschüttet. Sie war durchwegs schon herabgestürzt, auch von den Seitenwänden waren überall schon große Stücke niedergebrochen, so daß eine bestimmte Gangform nicht mehr festzustellen war, mit Ausnahme des Endes, wo sich eine kleine Strecke die bekannte spitzbogige Form gut erhalten hatte. Durch diese Einbrüche war der früher sicherlich engere Gang stellenweise bis 90cm breit geworden. Auf dem Boden stand teilweise noch Wasser, was das Vorwärtskommen hier unten zwischen den Gräbern nicht gerade angenehmer und sicherer machte.
Erdstall Hörgertshausen
In Hörgertshausen soll ein Gang im Schloßbauernanwesen beginnen und und nach Norden gegen den Fuchswinkel führen. Die alte Mesnerbäuerin in Baumgarten, die als Schulkind die Schule von Hörgertshausen besucht hat, kann sich erinnern, dass die Buben früher in den Gang geschlüpft sind, bis ihnen „das Licht ausging“. Jetzt sei der Eingang unbekannt. Pfarrer Dorn schreibt davon, dass der Gang den Erzählungen der Leute nach in die Schanze von Fuchswinkl führen soll und unter der Sakristei der Pfarrkirche Hörgertshausen liegt.
Erdstall Kranzberg
Laut Archivar Berger soll 1977-79 in Kranzberg, beim Umbau des Fischerwirts ein unterirdischer Gang aufgedeckt worden sein. Unter den alten Kranzbergern war bereits vor der Entdeckung immer wieder die Rede davon.
Nach Recherchen von Frau Dr. Hilde Macha hat Frau Gertrud Eichner, die Eigentümerin des Wirtshauses den Gang damals selbst gesehen. Er beginnt an der Westseite des Gebäudes und führt bergauf Richtung Norden. Im Gebäude fanden früher Gerichtsverhandlungen statt. Daher könnte der Gang in Verbindung zum nahen Galgenacker stehen. Auch denkbar ist, dass er von Oswald von Schönbichl in Auftrag gegeben wurde, der nachweislich 1475 Pfleger zu Kranzberg war, womit der Gang nach Schönbichl geführt hätte und mit dem Gang dort identisch sein könnte. Ebenso könnte man durch den Gang bei Folterungen und Verhören ungewollt Getötete durch den Gang „beseitigt haben“. Genaueres lässt sich leider nicht erurieren. Es gibt allerdings bislang keine Anhaltspunkte, dass es sich hier um einen Erdstall handelt.
Den ausführlichen Artikel finden sie in unserem Heft 6/1998 Archäologie im Landkreis Freising.
Erdstall Massenhausen
Wenzl beschreibt, dass „Lehrer und Bürgermeister übereinstimmend von einem unterirdischen Gang oder vielmehr Gewölbe in der Nähe des Schloßberges sprechen.“
Frau Dr. Hilde Macha erfuhr von einem Bewohner, dass bei einem Wasserrohrbruch am Schloß ein Gang aufgedeckt wurde, der aber nicht mehr begehbar war.
Erdställe in Mauern und Alpersdorf
In Mauern berichtete bereits Josef Wenzl über einen unterirdischen Gang, den er wage beschrieb, dessen Lage aber nicht mehr angeben konnte. Nach längeren Recherchen sind nun wertvolle Schriftstücke des damaligen Untersuchers, Pfarrer Thomas Hartig, aufgetaucht. Aus ihnen lässt sich die exakte Lage des Erdstalles angeben und sein Aussehen gut rekonstruieren. Der Erdstall bestand aus einem Hauptgang, der ab Einbruchstelle 12 Meter lang war. Von ihm zweigten zwei Seitengänge ab, von denen einer nach 10 Metern schon zur damaligen Zeit verstürtzt war, der andere aber nach 10 Metern an eine Treppe mündete. Nach der Überwindung von 1,5 Metern Höhenunterschied erreichte man nach etwa 6 Metern eine kleine Halle mit 3 Seitenkammern/ Nischen. Auch Seitennischen, evtl. Lampennischen sind überliefert. Somit handelt es sich hier um einen typischen Erdstall mit seinen charakteristischen Merkmalen. Lediglich Durchschlüpfe sind keine angegeben, was aber nicht heisst, dass es nicht im verstürtzten Teile welche gabe, oder aber sie einfach damals nicht als solche erkannt oder dokumentiert wurden. Die Ermittlung der genauen Lage war zunächst schwierig, da nur von der Nähe zu einer Ziegelei gesprochen wurde und sich die Nachforschungen zunächst auf die Ziegelei in der heutigen Hochfeldstrasse/ Ziegelfeld konzentrierten. Eine Skizze in den Unterlagen aus dem historischen Atlas von Ohlenschlager brachten dann den entscheidenden Hinweis auf eine weitere Ziegelei in der Schupfloh. der Flurname allein weist bereits auf einen Erdstall hin. Die Flurstücke aus dem Atlas decken sich mit Äckern auf moderneren Karten und somit kann die Lage des Erdstalles sehr genau mit der heutigen Schupfloh, Ecke Hofmarkring angegeben werden. Damit sind wohl leider auch die letzten Reste durch die Baumaßnahmen des Ortsteils Mauern – Alpersdorf zerstört worden. Das Lesen des Heftes „Sagen und Geschichten aus der südlichen Hallertau“ brachte dann noch einen letzten Hinweis auf den Gang zu Tage, nämlich folgende Erzählung:
Ein junger Dienstknecht, der es mit dem Nachhausegehen von der Tanzmusik und vom Wirtshaus nicht allzugenau nahm, fand an seinem Dienstplatz die Haustür verschlossen und übernachtete deshalb im Stadl im Stroh. Da hörte er bei Nacht ein geheimnisvolles Wispern und Rauschen. Als er nun schaute, was das war, sah er im Morgengrauen mehrere kleine Gestalten auf dem Hof und in den Ställen herumhuschen. Nun trieb ihn die Neugierde und er wollte sehen, was die Männlein wollten. Als diese sahen, dass sie beobachtet wurden, verschwanden sie eiligst in Richtung Schupfloh und waren plötzlich vom Erdboden verschwunden. An der Stelle aber, wo sie in die Erde verschwanden, hat man viele Jahre später eine Erdhöhle entdeckt, deren Entstehung sich niemand erklären konnte.
Den zunächst dürftigen Hinweisen bei den Recherchen zu dem Erdstall in der Schupfloh ist es zu verdanken, dass ein weiterer unterirdischer Gang im Ortskern erst „entdeckt“ werden konnte. So wusste Herr Hundseder, der das ehemalige Jagdhaus bewohnt, zu berichten, dass angeblich ein unterirdischer Gang vom Schloss Mauern nach Isareck führen solle. Dieser wäre auch schon angegraben worden. Seine Frau machte detaillierte Angaben zur Lage eines Gangstückes, das bei Bauarbeiten angebaggert wurde. Es führte von der Südseite des Wirtschaftsgebäudes des Pfarrhofes in Richtung Pfarracker. Der Dorfchronist, Erwin Braun wusste von einem angegrabenen Gangstück während des Saalbaus beim Alten Wirt 1965. Auf Nachfrage bei Karl Pichlmaier, dem Wirt, machte dieser sehr detaillierte Angaben und fertigte eine kleine Skizze. Der Gang kam aus Richtung Wirtshaus, also vom Schlossareal her, machte dann einen scharfen Knick nach Nordost und war dort von der Bauzufahrt zum heutigen Saal bereits verschüttet. Der Gang hatte etwa 1,50 m Breite auf 1,60 m Höhe und in der Hinterwand befand sich eine exakt gearbeitete Lampennische. Insgesamt fiel im damals die absolut exakte Bauweise des Ganges auf. Es gibt auch Hinweise auf ein weiteres Gangstück, das evtl. vom alten Rübenkeller in der Schmiedgasse, über den Pfarrkindergarten, weiter in Richtung Pfarrheim führte. Somit ergeben sich sehr viele Hinweise auf einen typischen Erdstall im Ortskern von Mauern. Bei den anstehenden Baumaßnahmen zum Kindergartenneubau des Pfarrkindergartens konnte allerdings kein Hinweis auf weitere Gangstücke gefunden werden. Auch der Rübenkeller besitzt keine Gangforstetzung, was aber nicht heisst, dass im Bereich des Pfarrhofes nicht noch weitere Gangstücke verborgen liegen könnten.
Erdstall Niederndorf
Zu diesem Erdstall liegen uns leider keine näheren Daten vor. Eventuell ist dies der Erdstall von Alpersdorf.
Erdstall Ottenburg
1848 nennt Panzer den Erdstall von Ottenburg: „Zwischen Gunzenhausen und Ottenburg … ist ein in Sand gegrabener, unterirdischer Gang, welcher in früheren Jahren genannte Dörfer verbunden haben soll. Dieser Gang ist 5 bis 6 Fuß hoch und 4 Fuß breit. In den Wänden sind Nischen zum Aufstellen von Urnen, Lampen oder KErzen ausgearbeitet.
Es gab auch hier mehrere Einbrüche und das Wissen ist bis heute noch fest bei den Anwohnern verankert.
Erdstall Ölpersberg
Bereits 1924 wurde hier ein Erdstall entdeckt, dessen Gang etwa 1 auf 1m hatte. Man konnte sogar rund 25 in den Gang vordringen, was für ein sehr umfangreiches Bauwerk spricht. Der Ort selbst wird bereits 829 urkundlich erwähnt.
Anfang März 2009 erreichte Erwin Neumair ein Anruf von Otto Finkenzeller aus Ölpersberg bei Zolling. Sein Sohn Andreas war mit seinem Traktor im Hof des Anwesens plötzlich eingebrochen. Es tat sich ein großes Loch auf, das auf zwei Seiten eine Fortsetzung in Form eines unterirdischen Ganges hatte. Erwin Neumair brachte bei seinem Besuch des sog. Schratzellochs die Expertin für diese Art von Bodendenkmal, Frau Dr. Hilde Macha, mit. Ergebnis der Inspektion war, dass man beschloss, Herrn Peter Forster vom Verein für Erdstallforschung zu verständigen, damit dieser mit seinem Team den Gang untersuchen konnte. Zusammen mit Helfern vom Archäologischen Verein legten sie dann den Erdstall frei. Teile davon waren bereits vor über 80 Jahren etwa 30 m davon entdeckt worden. Wegen der Gefährlichkeit des Unternehmens wurde die Untersuchung abgebrochen. Sie soll im Herbst an anderer Stelle fortgesetzt werden.
Bislang ruhen die Untersuchungen noch, sollen aber in Angriff genommen werden.
Erdstall Schönbichl
Bis auf diverse Sagen und Erzählungen gibt es auf diesen Gang keinerlei Hinweise, wie beispielsweise Einbrüche.
Erdstall Reichertshausen
Zu diesem Erdstall liegen uns leider keine näheren Daten vor.
Erdstall Sünzhausen
Wenzl entdeckte in Sünzhausen beim „Leistbauern“ einen unterirdischen Gang. Er schreibt: „Bei Sünzhausen, unweit der Hügelreihe, an deren Abfall gegen die Ebene die unterirdischen Gänge von Ottenburg, Günzenhausen, Fürholzen und Hohenbachern eingeschnitten sind, finden sich ebenfalls Gangreste. Etwas westlich der Kirche ist der Hügelhang durch Abgraben zu zwei übereinander liegenden Terrassenstufen umgestaltet, auf der unteren liegt das Anwesen „Leist“, auf der oberen des „Sellmaier“. Von der Dungstätte hinter dem Leisthof führt ein großes Loch in die angrenzende, senkrecht abgegrabene Hügelwand; es dient seit längerer Zeit als Aufbewahrungsort für Kartoffeln. Die wenig angenehme Untersuchung dieses Loches zeigte, dass es sich um die Reste eines unterirdisches Ganges handle.
Weiter beschreibt Wenzl den Gang: Der Gang ist in seinen vordersten 4m etwas erweitert um hier Kartoffeln zu lagern. 2,50m von seinem vorderen Eingang entfernt sind rechts senkrecht ein Seitengang von 3,20m Länge, der hinten mit einer Nische geendigt zu haben scheint. Der Hauptgang hat, von vorn gemessen, eine Länge von 9m, ist größtenteils eingefallen und in seinem obersten Teil nur knapp noch schlüpfbar. An seinem Ende sind 2 Seitennischen angedeutet, Richtung WNW. Die Breite des schlüpfbaren Teils ist nur 45cm. Vorn ist er weiter. Merkwürdig sind viele „Luftlöcher“ von etwa 10-15cm Durchmesser, manche auch nur 5cm, Röhren, die in den losen Sand gearbeitet sind und teilweise mit einem Maßstab bis zu 1,40m verfolgbar sind. Der Gang hat oben beim Sellmaier seine Fortsetzung gehabt. Hier wurde beim Ausschaten einer Kalkgrube der Gang angestochen und nach beiden Seiten eine kleine Strecke weit von den Leuten verfolgt. Er soll hier so hoch gewesen sein, dass er begangen werden konnte. Er war auch spitzbogig gewölbt und windet sich genau in der Richtung gegen die KIrche (senkrecht gegen die Strasse). In der Nähe des Knies steht ein Backhaus des Sellmaier Bauern. Hier war auch schon in früheren Jahren ein Loch im Boden, in welches das Wasser geschüttet wurde, mittels welchem die Kohlen gelöscht wurden. Das Wasser verschwand regelmäßig in dem Loch, welches offenbar auch eine Fortsetzung des Gangs war. Der Gang verlief ungefähr 14 m von der Strasse entfernt.
Im Jahr 1995 ist mitten im Hof ein Einbruch passiert, wurde aber wieder zugeschüttet.
Erdstall Thalhausen
Frau Dr. Hilde Macha ist bei ihren Recherchen auf Hinweise zu unterirdischen Gängen in Thalhausen gestoßen. Diese Gänge waren den älteren Einwohnern noch gut bekannt. Die Herren Brunnbauer und Huber erinnern sich noch, wie sie als Schulbuben in den 40er und 50er Jahren in freiliegenden Zugängen zu den unterirdischen Gängen rund um den Schloßberg und der Kirche herumgekrochen sind. Einer dieser Gänge begann hinter dem „roten Ziegelstadel bei der östliche Auffahrt zum Schloßberg und ging in Richtung Haus mit der eisernen Stiege“. Ein weiterer Gang, der vor einigen Jahren noch mit eisernen Gittern abgeschlossen war, führte in Richtung Kirche und soll in der Schloßkirche geendet haben. er hatte nach etwa 15m Länge eine Verzweigung. Dieser Teil des Ganges wies ein Luftloch auf, „dort war ein derartiger Luftzug, dass unsere Kerzen immer wieder ausgingen.“ In den 50er Jahren ist der damalige BEsitzer, Graf Ludwig Maximilian Holnstein in der Gruft der Schloßkirche in einen Gang eingebrochen, „den der Hausmaurer Josef Setzensack wieder zumauern mußte.“ Seit 1985, als das Schloß von der Erzdiözese München – Freising erworben wurde, ist der Eingang zugemauert, aber noch gut erkennbar. Es gab noch einen dritten Gang, der angeblich in das nahe Burghausen führen soll. Der Einstieg war etwa 250 Meter östlichj des Schloßparks, mitten auf einem großem Feld, in einer kleinen Baumgruppe, die heute nicht mehr existiert. Es war mit einem isengitter verschlossen, die Steine, die die Buben in das große Loch unter dem Gitter warfen, fielen offensichtlich sehr tief, aber „Wasser ist nie zu sehen gewesen.“
Erdstall Tegernbach
In Tegernbach erwähnt Panzer einen unterirdischen gang am Schloßberg. Dort gibt es „einen von einem Wassergraben umgebenen, viereckigen Hügel, an welchem der Hennenbach vorbeifließt. Durch denselben (Hügel) geht, nach einer Sage, ein langer, unteriridischer Gang. Aus der Tiefe hört man den Hahn krähen.“ Ausser Panzer erwähnt keine andere Quelle diesen Erdstall. Hier besteht also noch erhöhter Forschungsbedarf.
Erdstall Tünzhausen
Am nördlichen Abhang steht die kleine Kirche von Tünzhausen. Die eingebrochen Mauer wurde neu errichtet. In diesem Zuge sollte eine schräge Befestigung in die Erde gerammt werden. Die Bohlen sanken an einigen Stellen ab und nachgepumpter Beton verschwand. Die Arbeiter liesen eine Kamera hinab und fanden einen Stollen, der nach 8,4 Meter immer noch nicht zu Ende war, sondern sich sogar noch gabelte. Auf den Aufnahmen sieht man einen steil nach unten führenden Schacht, der ein rundbogiges Profil aufweist. Die Höhe des Stollens beträgt etwa 1,5m. Der Gang verläuft vom Kirchturm aus entlang der Kirche. Die Dorfbewohner erzählen, dass der Gang beim Altar begonnen haben soll und dann weiter abwärts nach Norden ins Ampertal geführt hat. Ob es sich um einen Erdstall oder einen Fluchtgang handelt ist unklar. Die Nachforschungen zu diesem Gang stammen von Frau Dr. Hilde Macha.
Erdstall Volkmannsdorf
In Volkmannsdorf wird ebenfalls von einem Erdstall berichtet,laut Wenzl allerdings lediglich ein Loch im Boden. Die Lage ist leider nicht überliefert. Eventuell handelte es sich bereits zu Wenzls Zeiten um die letzten Reste eines verstürzten Ganges. Alte Überlieferungen sprechen von einem Gang zwischen Mauern und Isareck. Tatsächlich aber wird es wohl an beiden Orten Erdställe gegeben haben, die dann der Auslöser für diese Erzählungen waren.
Nähere Informationen zu diesem Gang bitten wir mitzuteilen!
Erdstall Wippenhausen
Laut J. Wenzl soll ein Erdstall von Wippenhausen nach Unterberg führen. Bis 1904 wurden aber keine Anzeichen gefunden. Im Bereich des Friedhofes soll immer wieder der Boden nachgeben und nachgefülltes Material verschwinden.
Erdstall Wolfersdorf
Die ersten Nachforschungen zu dem Erdstall machte Pfarrer Dorn 1885 und schrieb hierzu zwei Briefe. Wenzl kannte diese Nachforschungen nicht und recherchierte selbst, konnte aber nichts herausfinden.
In Wolfersdorf existierte ein Erdstall, der vom Schloßkeller ausging und nach Norden verlief. 1834 wurde das Schloss abgebrochen und man fand Teile des Erdstalles beim „jetzigen Wurzgärtchen, in einem Winkel des Obstgartens und unter der jetzigen Dreschtenne des Schäfflerhauses.
Dorn schreibt auch von einer Befragung der Schäfflerin, die mit anderen Kindern mit einer Leiter in as Loch hinabgestiegen ist. Ein Gang verklief mit spitzbogigem Profil Richtung Norden zum Erlenberg. Die alte Selmaierin sprach von einem Loch, das man nicht einzufüllen vermochte. Dorn glaubte an eine größere Anlage mit mehreren Kammern und Gängen.
Frau Hilde Macha besuchte 1996 den Schaffler Hof in Wolfersdorf, wo Her Radlmair zu berichten wusste, dass im ehemaligen Roßstall 1904 eine Eisensäule im Boden versunken sein soll.
Klarheit, wie genau dieser Gang beschaffen war, könnten Untersuchungen bringen, sollte es erneut zu Einbrüchen kommen.



